Eric Iscariot - Die Hexe des Teufels

Review

Eric Iscariot ist ein chronisch erfolgloser Privatermittler, der sich in Los Angeles durchschlägt und durch einen kosmischen Zufall die Hauptfigur in einem gleichnamigen „Okkult-Comedy-Hörspiel“ geworden ist. Inmitten des einstigen Haarspray-Metal-Molochs stoßen er und sein Compagnon Leo Bernstein auf einen Fall, der sie mitten in eine okkulte Verschwörung, einen Haufen platter Kalauer und einen Reigen skurriler Nebencharaktere führt.

Doch erst einmal zu den Hauptfiguren: Eric Iscariot ist ein blasser Schlaks in schwarzen Klamotten, war mal Polizist und hangelt sich rotzlöffelig von Rechnung zu Scheck. Leo Bernstein hingegen ist ein Erdnuckel mit Vollbart und Hawaiihemd, der zumindest halbwegs gute Manieren hat und mit wendigen Störfischern, äh, ständigen Versprechern für ein paar Schmunzelmomente sorgt.

Ein ungleiches Duo in Geldnöten

Motiviert werden die beiden durch die Aussicht auf dicke Geldbündel, Eric lässt sich aber auch durch weibliche Reize locken. Insofern passt es, dass ihr erster Fall das Duo ins Rotlichtmilieu der Stadt der Engel führt. Leo stellt zunächst entsetzt fest, dass Prostitution in Kalifornien verboten ist, während Eric den betreffenden Stripclub mit gewissen Extras bereits durch frühere „Recherchen“ kennt.

Drei Sexworkerinnen sind in den letzten Monaten verschwunden und Betreiber Norbert „Nobby“ Grisham geht der Arsch auf Grundeis. Ihre Ermittlungen führen Eric und Leo ins okkulte Milieu und einige Hörminuten später konsultieren sie eine alte Frau, die wahlweise als freundliche Wahrsagerin oder strenge Domina gebucht werden kann. Dort erfahren sie von der Rückkehr einer finsteren Hexe.

Okkulte Comedy in geselliger Runde

Man merkt es schon: „Eric Iscariot“ nimmt sich nicht sonderlich ernst, sondern setzt auf niveauvollen Klamauk mit einer Prise Okkultismus. Der Erzähler des Hörspiels kommentiert die Ereignisse nüchtern und leicht ironisch. Auch die Figuren sind um trockene Sprüche nicht verlegen und vor allem die Dialoge zwischen Eric und Leo funktionieren dank einer brüderlich-stichelnden Chemie sehr gut.

Die Sprecher*innen  reden zwar oft gestelzt und manchmal auch mit übertrieben verstellter Stimme, verfügen aber größtenteils über einen gewissen Charme. „Die Hexe des Teufels“ ist kein Hochglanz-Hörspiel, funktioniert aber trotzdem, weil es wie eine gesellige Runde wirkt, die Spaß am Einsprechen der launigen Texte hatte und sich dabei selbst nicht zu ernst genommen hat, auch wenn sie stets in ihren Rollen bleibt.

Im Vergleich mit dem Okkulter-Detektiv-Platzhirsch „John Sinclair“ wirkt „Eric Iscariot“ wie der nach Zigaretten und Patschuli stinkende kleine Bruder, der ständig seine Hausaufgaben vergisst und das damit entschuldigt, dass ein Höllenhund sie gefressen habe. Statt geweihten Silberkugeln, Connections in den Vatikan und eine autoritäre Marke zur Verfügung zu haben, muss Eric Iscariot die Miete für sein ranziges Büro am Hollywood Boulevard auftreiben, sich angesichts einer bedrohlichen Hexe erstmal verlegen am Kopf kratzen und schließlich mit einem billigen Feuerzeug den Tag retten.

„Eric Iscariot“ hat das Potenzial zur Kultfigur

Wer flapsigen Sprüchen in absurden Situationen und selbstironischen Erzählerkommentaren zum Hörspielgenre etwas abgewinnen kann, wer diesen ganzen Okkult-Popanz schon immer eher zum Schmunzeln fand und den im jugendlichen Alter erworbenen „Hexenhammer“ heute als Untersetzer für harte Drinks verwendet, wird mit „Eric Iscariot“ auf seine Kosten kommen. Zwar ist das relativ geringe Budget der Produktion anzumerken, doch aus der Not wurde eine Tugend gemacht.

Dank eines guten Gespürs für die fast schon parodistische Aufarbeitung von Genreklischees nutzt sich die Formel auch in den weiteren Folgen nicht ab. Alle Episoden können kostenfrei auf verschiedenen Plattformen gehört oder in physischer Form für die Sammlung bestellt werden. Dieser Tage erscheint mit „Die Dame Mutter“ bereits die vierte Folge von „Eric Iscariot“, der trotz oder gerade wegen seiner Ecken und Kanten das Potenzial zur Kultfigur hat.

25.09.2024
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