Frontmann, Rampensau, Multi-Instrumentalist und Sangesgott: Die meisten Leser von metal.de kennen ERIC FISH als Sänger einer Band, die man an dieser Stelle nicht vorstellen muss. Doch abseits des Lärms, Bombasts und Pomps von SUBWAY TO SALLY hat sich der talentierte Brandenburger eine beachtliche Karriere als Liedermacher aufgebaut. Liedermacherei bedeutet laut Pressetext „den unprätentiösen Vortrag von Liedern mit tiefgründigen Inhalten.“
…Und genau dieser Kunst haben sich ERIC FISH und seine Weggefährten auch auf ihrem achten Album verschrieben. Wer also ohne verzerrte Gitarren nicht leben kann, wird keine Freude an „Untiefen“ finden. Doch wer einen Gegenpol zum rasenden Tagesgeschehen und etwas Erbauliches hören möchte, sollte nicht nur dieses Review lesen, sondern sich „Untiefen“ auch tatsächlich zu Gemüte führen.
Die Untiefen des ERIC FISH
Das Album macht sofort deutlich, dass hier die Zeit still steht. Fernab von dem Lärm der Massen, brummenden Mobiltelefonen und dem Werbegeschrei der digitalen Medien offenbart sich eine kleine Welt, die uns dazu einlädt, innezuhalten. Man will einfach „Raus aufs Land“ und „Der Taugenichts“ sein. Auch auf „Untiefen“ unterscheidet sich die Lyrik des ERIC FISH sehr deutlich von der seines Bandkollegen BODENSKI. Die einzige Gemeinsamkeit zwischen den beiden ist die, dass sie die Stärken der deutschen Sprache anschaulich demonstrieren.
ERIC FISH hat nämlich einen viel frecheren und nonchalanteren Approach als sein Kollege von Subway. Seine äußerst markante Stimme verleiht einem Song wie „Auf die Mütze“ auch den Pfeffer, den er benötigt. Der Text stellt eine herrliche Absage an alle Phrasendrescher und Freunde von Plattitüden dar: Die Welt wäre eine bessere, wenn dieses Lied in jeder deutschen Kneipe gespielt würde. Wer reinhört versteht sofort, warum.
Zwischen Schwermut und dem kleinen Glück
„Junimond“ wurde zurecht als Single veröffentlicht. Die dezente, immer passende und nie aufdringliche Klavieruntermalung von ERIC FISHs Bruder Gerit Hecht lässt dieses Lied direkt ins Schwarze treffen. „Stell dir vor“ verdient ebenfalls besondere Erwähnung: In einer Zeit, in der Krieg allgegenwärtig und immer weniger verpönt ist (zumindest bei denen, die ihn sowieso nie ausfechten müssen), ist dieses Stück ein mutiges Statement gegen Despotismus und den Wahnsinn unserer Zeit.
Anstatt sich in das Kriegsgeheul von Diktatoren und Menschenfeinden einzureihen, stellt ERIC FISH die Idee des Kriegs als solchen infrage und entzieht ihr die geistige Grundlage. Die textliche DNA von Künstlern wie REINHARD MEY ist hier deutlich zu erkennen. Die simplen und reduzierten Arrangements geben dem Album eine Reinheit, die die Texte noch prägnanter und direkter erscheinen lässt, als sie es ohnehin schon sind. Die Balance zwischen Schwermut und Leichtigkeit ist äußerst gelungen.
Nur ein Traum?
Das abschließende Urteil wirft einige Fragen auf. Was kostet Frieden? Wie viele Punkte ist unseren Lesern ein Nachmittag in der Natur wert? Wie teuer ist es, den Klängen des rauschenden Bachs zu lauschen? Wie kann man einen gemütlichen Tag in einer Wertung aufwiegen? Ein Musikmagazin, welches sich eigentlich auf die Freuden der harten Gitarrenmusik konzentriert, ist nicht der Rahmen, in welchem man diese Fragen beantworten kann. Und genau deswegen muss „Untiefen“ ohne abschließendes Urteil auskommen. Freunden der ruhigen, akustischen Klänge sei das Album aber trotzdem wärmstens ans Herz gelegt.
Warum genau ist ein (floskelhaftes) Antikriegslied mutig?