Nein, der „Epic Viking Doom Metal“-Aufkleber fühlt sich nicht mehr wirklich wohl auf dem Cover von „Gastrike“, dem dritten Album der Schweden EREB ALTOR: Wurde für die beiden Erstwerke „By Honour“ und „The End“ gerne und auch recht treffend die „Hammerheart“-Phase BATHORYs als Vergleich bemüht, haben die Band-Köpfe Mats und Ragnar – beide auch bei den traditionellen Doomern ISOLE aktiv – die Zeit genutzt und ihr Drachenboot schwarz(-metallisch) angepinselt.
Gleich „The Gathering Of Witches“ rast ohne Anzeichen von singenden Wikingern und schwerem Schicksal in Black-Metal-Manier mit heiserem Gekeife und knarzigen Gitarren los. Aber es handelt sich nicht um einen klirrend kalten Schneesturm, der Bäume ausreißen könnte, sondern in seiner unspektakulären, nie wirklich entfesselt wirkenden Art eher um ein frisches Lüftchen, das ein paar weiße Flocken mit sich bringt. Zwar ist auch das Viking-Element in der Musik des Trios aus Gävle noch präsent, aber man muss es schon als arge Phantasielosigkeit bezeichnen, wenn sich dies mehr oder weniger auf ständig und ewig gleich erklingende „Ooohooohooohh“-Chöre („Dance Of Darkness“, „Dispellation“, „The Boatman’s Call“) beschränkt. Nein, das entführt nicht in ferne und lange vergessene Welten, höchstens ins Reich der Langeweile.
Nun ja, abgesehen von diesem zu großzügig als Möchtegern-Wunderwaffe aufgetragenen Kleister tönt „Gastrike“ schon ganz passabel. Zudem kann man für die zweite Hälfte der 45-minütigen Scheibe eine Steigerung attestieren: Das schwere, gekonnt zwischen Doom und Black pendelnde „The Mistress Of Wisdom“ sowie „I Djupet Så Svart“ mit der einzigen längeren Klargesangspassage sorgen für Größe andeutende Weitschweifigkeit; der wütende, schwarze Rausschmeißer „Seven“ zeigt die Skandinavier dann abschließend einmal so energisch, wie man es sich schon vorher oftmals vergeblich gewünscht hat.
EREB ALTOR bemühen sich, die Rauheit des Black Metal mit dem hymnischen Element ihrer vorangegangenen Veröffentlichungen zu vermengen, aber das Resultat kann nicht vollends überzeugen. Dafür fehlt einerseits über weite Strecken der bedingungslos-boshafte Deibel-Faktor, andererseits sucht man auch große, mitreißende Hooks beinahe ebenso vergeblich wie frische Ideen. Vor allem dem Beginn muss man diese blasse Gewöhnlichkeit ankreiden, dennoch erhält „Gastrike“ aufgrund dreier guter, auch noch mehr Passion zeigender Kompositionen zum Ende das Prädikat „achtbar“.
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