Erdve - Vaitojimas

Review

Aus Litauen kommt dieser Tage das Debütalbum „Vaitojimas“ einer Band namens ERDVE. Deren Konzept liest sich zumindest auf dem Papier interessant: Es geht um emotionale Leere und die Dinge, mit denen wir sie füllen, um unsere innere Verkommenheit zu befriedigen. Häusliche Gewalt, ekelerregendes Verhalten, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Extremismus, jede Menge Dunkelheit und Abgrund versammeln ERDVE auf „Vaitojimas“, was sich übrigens folgerichtig als „Schwafelndes Gejammer“ übersetzen lässt. Dieses Konzept um die abgründigen Gemeinheiten der menschlichen Existenz findet sich auch in der Musik der Band wieder: Eine Art Mischung aus Sludge, Hardcore und Black Metal (mehr in der Atmosphäre, weniger in der Musik), garniert mit experimenteller Herangehensweise, das ist, was uns ERDVE mit ihrem Debütalbum servieren.

ERDVE bieten wenige Verschnaufpausen

Auf „Vaitojimas“ geht es also weder schön noch leicht verdaulich zur Sache, dafür jedoch lässt sich dem Album eine gewisse Intensität nicht absprechen. Wenn ERDVE Songs wie „Isnara“ erst einmal über knappe zwei Minuten zähfließend wie Lava mit halbverzerrten Gitarren aufbauen, bevor der Song sich aufbäumt und klassische Muster erkennen lässt, dann steigert sich die Spannung durchaus, den erlösenden Schlag jedoch bleiben die Litauer ihren Hörern schuldig. Denn auf „Vaitojimas“ bieten sie wenige bis keine Verschnaufpausen, sie ziehen ihr finsteres Konzept rund um Abgründe und Hässlichkeit, rund um wenig eingängige und stattdessen fordernde Kompositionen strikt durch. Nur wenige Momente – im ungewöhnlich melodischen „Apverktis“ oder im abschließenden, zwar um Disharmonien aufgebauten, aber rhythmisch eingängigen „Atraja“ – geben dem Hörer die Gelegenheit, durchzuatmen. Ansonsten halten ERDVE die Nerven ihrer Hörer über die Spielzeit von 37 Minuten angespannt.

„Vaitojimas“ – eine Zerreißprobe für die Nerven

„Vaitojimas“ ist also eine Art Zerreißprobe für die Nerven der Hörer, dabei unheimlich intensiv, aber auch unheimlich anstrengend – zumal auch nach mehreren Durchgängen abseits der oben genannten Ausnahmen nicht viel hängen bleibt. Es gibt also nur wenige Momente, die sich im Gehör festsetzen. Nun ist „Vaitojimas“ natürlich eine Platte, die eher gefühlt als gehört werden will, und insofern ist der Band aus Vilnius definitiv das Kunststück gelungen, ein – im allerbesten Sinne – wirklich ekeliges Stück Musik zu schreiben. Trotzdem verlangt das Album einiges an Geduld und Nerven vom Hörer, damit es genießbar ist. Ob man diese Geduld aufbringen möchte, das muss jeder für sich selbst wissen – aber ein interessantes, emotional forderndes Stück Musik ist „Vaitojimas“ auf jeden Fall. Wer sich CONVERGE auch sludgig und angeschwärzt vorstellen kann, der weiß, was zu tun ist.

02.02.2018
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