Der Wald hat’s mir zugeflüstert: EQUILIBRIUM veröffentlichen 2013 neues Material. Womöglich muss man im Baumschmusen nicht mal besonders kundig sein, um diese Tatsache erahnt zu haben, denn der Erfolg fordert die Starnberger Folk-Metal-Combo geradezu dazu heraus, quasi 24/7 im Songwriting-Modus zu verweilen. Konträr dazu ist das letzte Lebenszeichen „Rekreatur“ allerdings schon – man mag es kaum glauben – ganze 3 Jahre her und die Rückmeldung „Waldschrein“ blasphemischerweise „nur“ eine EP. Ob René Berthiaume und seine Mitstreiter eine Kreativblockade haben?
Geht man nach der Erwartungshaltung, müsste eigentlich ein neues Album folgen, aber heutzutage ist es äußerst angenehm, wenn derartig erfolgreiche Interpreten sich und ihren Kompositionen auch mal ein Quäntchen mehr Zeit einräumen, denn besagtes „Rekreatur“ lässt sich nach den Besetzungswechseln am Mikro und Schlagzeug durchaus als musikalischer Schnellschuss bezeichnen, hatte es doch nicht ansatzweise die Qualität eines „Sagas“ oder gar „Turis Fratyr“. Aufgrund der Song-Konstellation auf „Waldschrein“ lässt sich auch nach vielen Durchgängen allerdings nur schwer erkennen, wo genau man EQUILIBRIUM im Jahre 2013 einordnen kann.
Während durch den Titeltrack nur ein neues Stück vertreten ist, gesellen sich mit „Der Sturm“ (Neuaufnahme von „Turis Fratyr“) und „Zwergenhammer“ (unveröffentlichtes und älteres Stück) zwei Songs der früheren Schaffensphase hinzu. Mit „Himmelsrand“ fröhnt Mastermind René dann wie schon mit „Die Affeninsel“ des letzten Studioalbums seiner Videospiel-Leidenschaft und in diesem Falle „The Elder Scrolls: Skyrim“. Das neue „Waldschrein“ hinterlässt dabei durch „neue Akzente“ (die Clean Vocals) zwar einen relativ frischen, trotz dessen aber recht dudeligen, zuweilen gar unausgereiften Eindruck und könnte auf „Rekreatur“ auch gut als Füll- oder Bonusmaterial gestanden haben. Hinzu kommt, dass sich auf „Der Sturm“ das bewahrheitet, was sich live ein ums andere mal bereits angekündigt hat: Sänger Robse will mit seinen sehr deathlastigen Gesangseinlagen nicht so recht in die „Turis Fratyr“-Ära passen, hinzu kommt erschwerend, dass der Mix/Master (in diesem Fall von den „Resetti Brothers“ Jörg Umbreit/Vincent Sorg) wie schon auf den beiden Alben zuvor viel zu matschig bzw. undifferenziert klingt, und nicht nur diesem Song damit einiges an Kraft raubt, sondern auch dem „Zwergenhammer“. Musikalisch ist dieser aber ganz ordentlich und trägt auch dazu bei, dass man diese Veröffentlichung zumindest als nette Gegenüberstellung der neuen und alten „Ära“ EQUILIBRIUMs werten kann.
Schlecht ist diese EP prinzipiell nicht, eine solche Behauptung wäre wirklich vermessen – schon alleine deshalb, weil die Truppe auch Stücken eine Chance geben konnte, die es sonst wohl eher nicht auf ein Album geschafft hätten. Aber fasst man kurz zusammen, ist es wohl wirklich besser gewesen, dass aus „Waldschrein“ noch keine Full-Length-Veröffentlichung wurde, sondern lediglich ein Appetizer. Womöglich müssen EQUILIBRIUM noch die Feinjustierung durchlaufen lassen, denn wenn ein Videospiel-Theme wie „Himmelsrand“ von einem anderen Komponisten der beste Song auf einer CD ist, und man mit der Akustik-Version des Titeltracks lediglich auf den Zug der recht populären Bonus-CD des letzten Werkes aufspringt, spricht das nicht unbedingt für den zeitnahen Release eines vollwertigen Albums.
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