Equilibrium - Sagas

Review

Mit dem sensationellen Achtungserfolg von „Turis Fratyr“ legten EQUILIBRIUM die eigene Messlatte bereits zu Beginn ihrer Karriere ziemlich hoch. Umso gespannter durfte man auf „Sagas“ sein, das zweite Album der Band und zugleich der Einstand auf Nuclear Blast. Gibt es eine Entwicklung zu verzeichnen oder doch nur ein krampfhaftes Festhalten am bisher erreichten Status quo? – Während „Turis Fratyr“ als Dauerbrenner seit gut drei Jahren immer wieder mal in meiner Anlage rotiert und mit „Met“ eigentlich nur einen schwächeren Titel zu bieten hat, ist diese Frage natürlich mehr als berechtigt. Zu meinem Bedauern – und das nehme ich an dieser Stelle vorweg – schlägt „Sagas“ genau in diese Kerbe. Nach den letzten Erfolgen von ALESTORM, KORPIKLAANI und FINNTROLL sollte diese Ausrichtung jedoch keine allzu große Überraschung sein und dürfte damit selbstredend genau diese Fans ansprechen, aber selbst die werden sicherlich an manchen Stellen die Nase rümpfen, denn viele Songs auf „Sagas“ wirken arg konstruiert (z.B. „Die Weide Und Der Fluß“, „Ruf In Den Wind“) oder manchmal bewusst in die Länge gezogen (z.B. „Mana“), so, als ob bestimmte Themen unbedingt berücksichtigt werden sollten.

Ganz extrem äußert sich dieser Eindruck am ungewohnt leichtfüssigen Karibik-Rhythmus – gleich in mehreren Songs wiederzufinden – und den oft eingespielten Panflöten-Sequenzen, die auf „Turis Fratyr“ noch mit Bedacht eingesetzt wurden, hier allerdings an vielen Stellen einfach nur überstrapazieren: so erinnert „Unbesiegt“ zum Beispiel eher an KAOMAs „Lambada“ als an ein kriegerisches Heer Wikinger oder Mordors dunkle Gesellen auf einem Streifzug durch die Nacht. Auch der an manchen Stellen aufkommende Flair von Soundtrack-Titeln aus Lucasfilm Games‘ „Monkey Island“ (was habe ich dieses Kultgame geliebt) hinterläßt Verwunderung und alles andere als Euphorie. Wer jetzt allerdings majestätische Epik der Marke ENSIFERUM erwartet, wird bitter enttäuscht. Hat man sich schließlich nach einigen Durchläufen an diese leichte, musikalische Neuorientierung weitestgehend gewöhnt, verwundern eigentlich nur noch Titel wie „Wurzelbert“ oder „Snüffel“, die wie Utensilien aus Meister Röhrichs Werkzeugkasten klingen. Aufklärung könnte letztendlich nur ein Interview mit Frontmann und Sänger Helge Stang verschaffen.

Instrumenten- und produktionstechnisch lassen EQUILIBRIUM jedenfalls nichts anbrennen und überzeugen auf „Sagas“ ebenso druckvoll und klar wie bereits zuvor auf „Turis Fratyr“, das als Gesamtwerk insgesamt jedoch sehr viel spontaner und majestätischer wirkt. – „Cineastisch“, „episch“ und „bombastisch“ sind Schlagworte, die auf „Sagas“ genauso zutreffen wie Adjektive der Art „lächerlich“ oder „nervtötend“, die im knapp achtzehn-minütigen Instrumental „Mana“ zum Ende des Albums noch einmal zusammenfassend zum Erbrechen wiederholt werden.

Letztendlich ist „Sagas“ kein Reinfall und macht mit einigen pfeilschnellen, schwarzwurzel-angehauchten Nackenbrechern durchaus Spaß (z.B. „Verrat“, „Heimwärts“), andererseits aber ist dieser Longplayer auch nicht das, was man nach drei Jahren Wartezeit vielleicht erwartet hat – weniger ist manchmal eben doch mehr. Es empfiehlt sich daher vor dem Kauf in das Werk reinzuhören, um grössere Enttäuschungen zu vermeiden.

27.06.2008
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