Equilibrium - Rekreatur

Review

Neun Jahre ist es her, dass sich im schönen Starnberg in Bayern eine junge Pagan Metal-Kombo mit dem Namen EQUILIBRIUM gründete und das lange bevor dieses Genre derart boomte, wie es seit einigen Jahren der Fall ist. Zwei Erfolgsalben später hat sich das Line Up-Karussell erneut gedreht, die Band hat sich von Frontmann Helge Stang getrennt, Robert “Robse” Dahn, bekannt von der Viking Metal-Formation VRANKENVORDE nimmt seinen Platz ein und hinter der Schießbude sitzt ab sofort der junge Israeli Tuval “Hati” Rafaeli. In dieser Besetzung haben die Bayern nun ihr drittes Album “Rekreatur” aufgenommen.

Nach einem kurzen Intro, das etwas an das des Debüt-Albums “Turis Fratyr” erinnert, beginnt der erste Song “In Heiligen Hallen”. Dass hier EQUILIBRIUM zu Gange sind, lässt sich nicht leugnen, denn auch auf “Rekreatur” halten die typischen vordergründigen, epischen Synthie-Klänge Einzug, die die schnellen, eingängigen Melodien umrahmen. Neu-Fronter Robse setzt, wie schon sein Vorgänger, auf stetige Wechsel zwischen tieferen Screams und Growls. Letztere überwiegen jetzt allerdings, da seine Stimme eher im Death/Viking-Sektor als im Black Metal beheimatet ist wie die Helges. Dies verleiht der Musik EQUILIBRIUMS zugleich eine neue, für Fans jedoch zunächst ungewohnte Klangfarbe.
Eine gerade Linie wird, ähnlich wie auf “Sagas”, auch bei “Rekreatur” nicht verfolgt. Zwar bleiben die Fünf ihrem Stil durchweg treu und vernachlässigen nie die klassischen EQUILIBRIUM-Trademarks, jedoch finden abwechselnd auch andere Einflüsse ihren Weg in die Songs. So folgt dem Opener der schwungvolle Track “Der Ewige Sieg”, der zum Feiern und Hörner Heben einlädt. An diesen schließt sich das etwas düstere “Verbannte Erde” an. “Die Affeninsel”, ein Tribut-Song an das PC-Game “Monkey Island”, wird wiederum von südländischen Klängen getragen und mit “Der Wassermann” und “Wenn Erdreich Bricht” finden sich sogar zwei sehr langsame, getragene Kompositionen auf “Rekreatur”. Ihren Abschluss findet die Scheibe schließlich in dem 13-minütigen instrumentalen Outro “Kurzes Epos” der Marke “Mana”.

Doch so positiv das bisher klingen mag, ist es leider nicht durchweg. Zwar bemühen sich, EQUILIBRIUM offensichtlich, die Tracks abwechslungsreich zu gestalten, spielen geschickt mit Rhythmus- und Tempo-Wechseln und lassen jedes Stück eine eigene Geschichte erzählen, ihr eigenwilliger Stil jedoch, besonders die alles übertönenden Synthies, machen es nahezu unmöglich, den Songs einen eigenen Charakter zu verleihen, wodurch “Rekreatur” meiner Meinung nach schnell langweilig wird. Der fast schon krampfhafte Versuch, in den Tracks stark zu variieren, führt sogar leider dazu, dass das Album als Ganzes keine Wirkung entfalten kann, sondern nur wie eine zerstückelte Aneinanderreihung einzelner Songs wirkt.
Zudem haben sich EQUILIBRIUM zwar seit “Sagas” weiter entwickelt und zeigen neue Facetten ihrer Musik, beginnen aber bereits jetzt, sich zu wiederholen, so kommen mir so einige Riffs, Songstrukturen oder Arrangements mehr als bekannt vor. Trotzdem ist “Rekreatur” insgesamt kein schlechtes Album und wird Fans der Kombo mit Sicherheit begeistern. Ein Meisterwerk ist es jedoch sicher nicht, dafür sind die Tracks zu vorhersehbar und kein Song sticht besonders aus den anderen hervor.

01.06.2010
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