Ephrat - No One's Words

Review

Hatte ich Israel eigentlich noch nie als große Metal-Nation auf dem Schirm, so flattert dieser Tage doch bereits das zweite Nahost-Werk in diesem Quartal auf meinen Rezensions-Tisch. Und erneut handelt es sich um progressive Kost aus dem Hause Inside Out. Scheint so, als würde die Nachwuchsabteilung im Nahen Osten gerade auf Hochtouren laufen.
Im direkten Vergleich mit AMASEFFER oder auch ORPHANED LAND klingt die Musik von EPHRAT allerdings sehr westlich. Die orientalischen Einflüsse verbergen sich geschickt in den sechs ausladenden Kompositionen, von denen nur „Blocked“ eine Spielzeit von weniger als sieben Minuten aufweist.

Hinter EPHRAT steht in erster Linie Songschreiber und Bandkopf Omer Ephrat. Neben Gitarren und Keyboards hat er auch die charakteristischen Flöten-Passagen selbst eingespielt, die Erinnerungen an Ian Anderson (JETHRO TULL) oder Devon Graves (DEADSOUL TRIBE) wecken.
Während Bassist Gili Rosenberg und Drummer Tomer Z für ein solides Rhythmus-Fundament sorgen, kann vor allem die Stimme von Lior Seker begeistern. Für den brillianten Zehnminüter „The Sum Of Damage Done“ (absolutes Alben-Highlight!) hat man jedoch Daniel Gildenlöw (PAIN OF SALVATION) hinzugezogen und „Haze“ wird von PAATHOS-Frontfrau Petronella Nettermalm veredelt.

Im Hintergrund zeichnet für Mix und Mastering Steven Wilson (PORCUPINE TREE) verantwortlich, was für eine Newcomer-Band wie EPHRAT den Ritterschlag bedeutet. Und im Hinblick auf das große musikalische Potential, dass Omer Ephrat und seine Mannschaft an den Tag legen, kann man dem Urteil des Briten wie gewohnt blind vertrauen.
Indes bedarf es wohl noch einer gewissen Entwicklung, bis die Band ihre gesamten Fähigkeiten vollends auf den Punkt bringen kann. Die Kompositionen sind zwar abwechslungsreich und vielschichtig, wirken jedoch teilweise ein wenig konfus und unstrukturiert. Immer wieder blitzen geniale Momente auf, nur um dann in der Folge in chaotischen Frickel-Passagen unterzugehen.