Ephel Duath - Hemmed By Light, Shaped By Darkness

Review

Die Experimental-Avantgardisten um Bandhirn und Gitarren-Hexer Davide Tiso sind zweifelsfrei eine Truppe, mit der selbst aufgeschlossene Hörer ihre liebe Mühe haben. Eines kann man EPHEL DUATH aber nicht absprechen: Sie gehören definitiv zum erlauchten Kreis jener Formationen (einige wahllose Beispiele: BETWEEN THE BURIED AND ME, CONVERGE, THE MARS VOLTA), die es in ihrer Karriere bewerkstelligt haben, einen gänzlich eigenen, individuellen Sound zu kreieren. Entsprechend war zu erwarten, dass Tiso und Kollegen auch auf ihrem neuen und siebten Studiowerk wieder äußerst eigenbrötlerische Kost servieren.

Um die acht Kompositionen aufs Band zu bringen, hat Bandkopf Tiso ein bemerkenswertes Lineup zusammengestellt. Karyn Crisis (CRISIS, KARYN CRISIS BAND) übernimmt, wie schon auf der 2012er EP „On Death And Cosmos“ die Vocals. Ebenso wieder mit dabei ist Ausnahme-Drummer Marco Minnemann (ex-NECROPHAGIST, THE ARISTOCRATS). Den Bass bedient diesmal Bryan Beller (DETHKLOK, JOE SATRIANI). Zudem steuert Erik Rutan (HATE ETERNAL) einige Vocals sowie ein Gast-Solo bei.

Der Einstieg in die Platte stellt sich mit dem Opener „Feathers Under My Skin“ und dem anschließenden „Tracing The Path Of Blood“ erwartungsgemäß sperrig dar – auch wenn teils rasende (Mathcore-)Gewaltausbrüche wie beispielsweise noch auf dem 2005er „Pain Necessary To Know“ dabei nicht mehr erfolgen. Vielmehr steht düster-dissonantes und zähes Gitarrenriffing im Vordergrund, das nicht selten einen unterschwellig doomigen Charakter besitzt. Keine Frage – rhythmisch agieren EPHEL DUATH natürlich nach wie vor sehr anspruchsvoll, allerdings scheint Davide Tiso anno 2013 den Fokus stärker auf Atmosphäre legen zu wollen. Die im Infosheet angegebene Genre-Bezeichnung „Death Metal/Jazz/Post-Rock“ halte ich übrigens für wenig angebracht, als wesentlich treffender erachte ich in diesem Fall die Labels Avantgarde, Experimental Doom und Post-Metal – aber bei EPHEL DUATH mit Schubladen-Begrifflichkeiten zu hantieren, ist ohnehin vergebene Lebensmüh.

Während die rein instrumentale Darbeitung auf „Hemmed By Light, Shaped By Darkness“ wahrscheinlich den meisten Experimental-Hörern zusagen sollte, dürfte der Gesang von Karyn Crisis für viele das Zünglein an der Waage sein. Die Frau gröhlt sich auf – gelinde ausgedrückt – ziemlich eigenwillige Art durch die Stücke und klingt am Ende wie Scott Kelly auf Kamillentee – nix Halbes und nix Ganzes also, aber eben auch individuell und irgendwie charmant. Und auch wenn sich die Geister an dieser Performance scheiden werden – nach etwas Eingewöhnungszeit ergibt sich ein durchaus stimmiges und vor allem interessantes Klangbild.

Ab dem herausragenden dritten Track „When Mind Escapes Flesh“, der phasenweise fast schon eingängig daherkommt und eine sehr einnehmende Atmosphäre erzeugt, wird es auch insgesamt etwas bekömmlicher. So sind Songs wie das starke „Through Flames I Shield“ oder die beiden Titeltracks „Hemmed By Light“ und „Shaped By Darkness“ insgesamt merklich stringenter und zugänglicher gehalten. Zweiterer ist eine Art Interlude mit Post-Rock-Charakter, letzterer überrascht mit fragilen Clean-Gitarren und erstaunlich klarer Melodieführung – die aber selbstverständlich nicht auf die obligatorischen, schrägen Details verzichtet.

Um die Benotungsfindung zu veranschaulichen: Nach den ersten Minuten hätte ich wohl maximal fünf Punkte verteilt, nach dem ersten kompletten Durchlauf (aufgrund der zwei starken letzten Drittel der Platte) wahrscheinlich sieben. Mittlerweile, nach mehreren Runden, denke ich ernsthaft über die Höchstnote nach. Mit der darf man aber – objektiv betrachtet – angesichts des etwas schwächeren Auftakts der Platte am Ende mutmaßlich nicht wedeln. Die neun sind in meinen Augen aber gerechtfertigt, einfach weil man es hier – die herausragende Abmischung von Alan Douches (MASTODON, CONVERGE, CLUTCH) und die handwerklich makellose Darbietung mal nur beiläufig erwähnt – einfach mit einem wirklich absolut eigenständigen Album zu tun hat. Persönlicher Geschmack hin oder her – das ist eine Leistung, die nur wenige Bands (egal welchen Genres) zustande bringen.

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19.11.2013

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