Eosïn - I

Review

Muss es denn immer gleich ein volles Album sein? Die Grazer EOSIN haben sich erst Anfang 2011 gefunden und scheinen seitdem unermüdlich an ihrem Debüt gewerkelt zu haben, abgesehen von einigen Live-Gigs natürlich. Herausgekommen ist ein Debütalbum, das einen bunten Stilmix aus Metalcore und Alternative Rock bereithält.

Um auf die eingangs gestellte Frage zu kommen: Aus meiner Sicht wäre es auch bei EOSIN mit einer ersten EP oder einem Proberaumtape getan gewesen. Auf ihrem über vierzig Minuten dauernden Album hat sich dann doch eine ganze Menge Füllmaterial eingeschlichen. Nicht nur, dass die Idee, die Eingängigkeit von Alternative Rock mit der Härte des Metalcore zu kreuzen, nicht neu ist, nein, auch sonst hapert es bei den fünf jungen Herren gewaltig. Das Schlagzeug ist doch arg in den Hintergrund gemixt und zieht eher sein eigenes Ding durch, als mit dem Rest eine Linie zu bilden. Auch am häufig verwendeten Klargesang besteht Verbesserungsbedarf. Zwar schafft es Sänger Arthur, seine Leistung im Vergleich zum Opener „State Of Mind“ (da musste ich mir ernsthaft kurz die Hände auf die Ohren schlagen) zu steigern und die Töne zu treffen, doch an Charisma mangelt es leider. Das hat er dafür umso mehr beim Geschrei, hier macht der Herr eine hörbar gute Figur. Ansonsten weiß man nicht so ganz, wo die Truppe eigentlich hin möchte, da finden sich schwere, aber nicht unbedingt packende Metalriffs, da wieder ein etwas schmalziger Song, den man in dieser Form gerne auf Schulkonzerten seitens der örtlichen Schülerband hört. Es reihen sich Einflüsse aus unterschiedlichsten Genres aneinander, doch selten gelingt eine Symbiose. Wer EOSIN irgendwo in Richtung von Bands verorten will, dürfte mit BULLET FOR MY VALENTINE, aber auch alten THE USED nicht all zu weit von der Wahrheit entfernt sein.

Was aber eindeutig fehlt, sind wirkliche Ohrwürmer oder packende Parts. Zwar gibt es Häppchenweise ganz unterhaltsame Momente, doch wirkliche Reißer sind nicht dabei. Eine gute Figur machen EOSIN immer dann, wenn sie sich deutlich für einen Stil entscheiden, das recht poprockige „One Mistake“ oder das ab der Mitte deutlich metalcorelastige „Morphine“ wären da kleine Beispiele. Aber insgesamt liegt da doch noch eine ganze Menge Arbeit vor den jungen Herren. Musikalisch in Ordnung, aber bei 13 Songs kein wirklicher Hit, und in Sachen Songwriting mit einer ganzen Menge Luft nach oben bleibt die Frage, ob man nicht zunächst einen eigenen Stil herausarbeiten sollte und es dann erneut probiert. Aufgeschlossene Gemüter können aber mal rein hören, ansonsten hoffe ich demnächst auf ein bisschen mehr Treffsicherheit.

29.04.2012

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