Entrapment - Through Realms Unseen

Review

ENTRAPMENT aus den Niederlanden zwingen mit ihrem dritten Album „Through Realms Unseen“ zu begrifflicher Schärfe. Und das ist angemessen. Denn melodischer Death Metal ist ja nicht per se eine Zumutung, sondern nur in den 98%, zu denen er auf verzerrte Gitarren und verzerrte Gesichter verzichtet beziehungsweise letztere mehr von Übelkeit denn Bosheit künden lässt. ENTRAPMENT haben mit anderen Worten zwar die Wirksamkeit einer Melodie erkannt, stehen aber nichtsdestoweniger mit beiden Beinen im Grab.

Bei ENTRAPMENT ist nix mit Kirmes

Ihre Musik steht weiterhin nicht in neon-bunten, gleichwohl sedierenden Flammen, sondern sie glüht pechschwarz. Michel Jonker tätowiert seinen ziemlich klassisch röhrend produzierten Death Metal recht großflächig mit sehnsuchts- bis unheilvollen melodischen Mustern, die ihn eher veredeln denn bloßstellen. Da ist nix mit Kirmes. ENTRAPMENT hauen massive Riff-Bretter aus den schwedischen Wäldern mit schwarzen englischen Melodie-Nägeln und einem ordentlichen Death’n’Roll-Hammer zusammen und fertig ist das schwarz gestrichene Gartenhäuschen mit dem modrigen Geruch und dieser anziehend bösen Atmosphäre. Kann man sich schonmal von gefangen nehmen lassen, von „Through Realms Unseen“. ENTOMBED treffen auf PARADISE LOST – jeweils knapp in den Zwanzigern, aber schon mit Haaren auf den Stücken.
Die letzten Bedenken würgen das „Ugh“ am Anfang und in der Mitte von „Ruination“, spätestens aber der Kriegstanz-Grunzer in „Isolated Condemnation“ oder, na gut, das „Blööärgghh!“ am Ende von „Discordant Response“ hinfort. „Through Realms Unseen“ ist schön UND ekelhaft, aber nicht ekelhaft schön.

Macht auch nix, dass „Through Realms Unheard“ gelogen wäre

Die Anmerkung, dass sich auf ENTRAPMENTs neuem Werk überraschenderweise keine Stücke tummeln, die zu gut für „Left Hand Path“ gewesen wären, ist nicht als pflichtschuldig verklausierter Hinweis auf Mittelmäßigkeit zu verstehen. Oder gar Langeweile. Auch Scheiben diesseits der Klassiker und der Weltneuheit können klasse sein – wenn sie von Leuten vom Fach und mit Liebe zum abseitigen Detail erschaffen werden. Jonker und ENTRAPMENT gehören dazu, „Through Realms Unseen“ sei empfohlen. Vielleicht nicht für die einsame Insel. Oder die zweisame Nacht. Oder das zwanzigtausendsame Festival. Aber ansonsten schon.
(Das Cover passt dazu: ganz cooles Teil, kommt einem bekannt vor, aber eben nicht ZU bekannt…)

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06.12.2016

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