Entrails - Raging Death

Review

„Plagiat“ hallte es in der Vergangenheit immer, wenn der Name ENTRAILS in diversen Death-Metal-Diskussionen fiel. Der Schriftzug ihres Logos, die Parallelen im Sound – viele ENTOMBED-Fans stellen sich den aus Lynnerid stammenden Musikern seither quer. Der Aufstieg seit der Re-Union im Jahre 2008 gibt den vier Schweden allerdings Recht. Während ihr ordentliches Debüt „Tales From The Morgue“ und das sich bereits hochgradig verbessert zeigende „The Tomb Awaits“ noch über F.D.A. Rekotz vertrieben wurde, konnte man nach dem Erfolg des Zweitlings einen Deal mit Metal Blade Records klar machen, unter deren Banner nun „Raging Death“ erscheint.

Viel Zeit haben sich Jimmy Lundqvist und seine Mitstreiter nun wahrlich nicht dabei gelassen, aus ihrem neuesten Streich einen würdigen Nachfolger für „The Tomb Awaits“ zu formen, aber möglicherweise war das auch gar nicht nötig. Man wird den Eindruck nämlich nicht los, dass ENTRAILS, sobald sie mal ins Sägen kommen, kaum zu stoppen sind. Während man diesmal gänzlich auf ein vollwertiges Intro verzichtet, beginnt „In Pieces“ mit einem kurzen und düsteren Sample, ehe die Gitarren zunächst vorsichtig mit typischen Charakteristika einsetzen und im weiteren Verlauf an Tempo zulegen und eigentlich zu diesem Zeitpunkt schon nahezu alles zerlegen. Nahezu. Denn wer als Fan schwedischen Death Metals hier noch nicht auf seine Kosten kommt, kriegt mit „Carved To The Bone“ die schnellere Variante, die immer wieder auf melodische Breaks ausweicht um die Drehzahl im nächsten Zug wieder zu erhöhen.

Dabei muss einem aber auch bewusst sein, dass ENTRAILS sowohl für Eingeweide als auch für das krasse Gegenteil zur Neu-Erfindung des Rades steht. Dafür agieren die Schweden in ihrem musikalischen Rahmen aber nahezu meisterlich, entfalten ihren gewohnten Groove in „Bloodhammer“, metzeln sich mit irrer Geschwindigkeit durch „Headless Dawn“ und verstehen es hier im Mittelteil sogar, atmosphärische Keyboardelemente einzubauen, die man Gitarrist Mathias Nilsson gutschreiben kann, der bei SKOGEN hauptberüflich für’s Ambiente sorgt.
Hinzu kommt, dass Dan Swanö abermals eine äußerst druckvolle und moderne Produktion gelungen ist, die trotz dessen noch genügend Kanten zulässt und den typisch-schwedischen Gitarrensound nicht verfälscht. In „Death League“ hat der gute Herr Swanö dann wie auch Rogga Johansson (PAGANIZER), Jörgen Sandström (ex-GRAVE) und Kam Lee (ex-MASSACRE) seinen Gastbeitrag zum stärksten Song der Scheibe geleistet, welcher ähnlich wie „Headless Dawn“ rasant zur Sache geht, dabei aber zusätzlich von den Beiträgen profitiert.

Was bleibt dann noch zu sagen? „Raging Death“ ist ungelogen mit das beste, was es in dieser Stilrichtung die letzten Jahre gab. ENTRAILS verfolgen eine Marschroute, die zu keiner Zeit einen innovativen Eindruck macht, verstehen es dabei aber bestens, eben jene um Kleinigkeiten zu erweitern. Die in „Chained And Dragged“ rockigen und in „Defleshed“ melodischen Lead-Gitarren sind ein guter Beleg dafür, dass man bei allen Parallelen zu den Szeneikonen auch noch ausreichend andere Einflüsse zulässt. Darüber hinaus haben die Schweden einfach bärenstarke Riffs in petto und genau das wird ihnen auch so schnell keiner streitig machen. Vielleicht haben dieses Mal sogar ein paar ENTOMBED-Fans die nötige Risikobereitschaft, das Logo haben ENTRAILS ja schließlich abgeändert.

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12.05.2013

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