ENTERPRISE EARTH aus Spokane, Washington, haben eine Mission, an der sich schon so manche Kombo mit mal mehr und mal weniger großem Erfolg versucht hat: den über weite Strecken stagnierenden Deathcore wieder interessant machen.
Anstatt aber, wie beispielsweise die Kollegen von RIVERS OF NIHIL und FIT FOR AN AUTOPSY in immer atmosphärischere und experimentellere Dimensionen vorzustoßen, oder, wie HUMANITY’S LAST BREATH die Spielarten musikalischer Brutalität und klinischer Präzision weiter auszuloten, feuern ENTERPRISE EARTH aus allen Rohren und in alle Richtungen.
ENTERPRISE EARTH wollen mehr von allem
Auf ihrem neuen Album „The Chosen“ wollen ENTERPRISE EARTH schneller sein und melodischer, aber auch härter, präziser und unbarmherziger. Den Startschuss gibt mit „Where Dreams Are Broken“ ein ordentlich vorangaloppierender Neo-Thrasher mit melodischem Ohrwurm-Refrain. „Reanimate Disintegrate“ (FEAR FACTORY-Titel?) und „I Have To Escape“ sind näher dran an MESHUGGAH und dem von ihnen geprägten Djent-Genre – mit dem Unterschied, dass ENTERPRISE EARTH stets Wert auf Melodien legen: mal getragen durch Vocals und mal in Form ausufernder Lead-Gitarrenparts.
So entlädt sich ein Song wie „Unleash Hell“ im letzten Drittel in einem fast schon klassischen Highspeed-Harmonien-Part. An solchen Stellen sind auch Referenzpunkte wie CHILDREN OF BODOM in ihrer verspielten Melodie-Verliebtheit nicht mehr fern und es ergibt durchaus Sinn, dass Jason Suecof (auch AUGUST BURNS RED) bei „The Chosen“ an den Reglern saß.
Kill your Darlings
ENTERPRISE EARTH haben genug Ideen und ausreichend Mut und Skills, um diese auch umzusetzen. Vielfach gelingt es der Band tatsächlich, die verschiedenen Elemente in schlüssigen und kurzweiligen Songs zu kombinieren. Um auf einer Spielzeit von deutlich über sechzig Minuten mit derart intensiver Musik die Spannungskurve zu halten, reicht das leider trotzdem nicht ganz aus. Die kurzen Zwischenstücke „The Tower“ und „Unhallowed Path“ tragen nicht allzu viel bei und vielleicht hätte man das Album auch passender mit dem Titeltrack beenden können anstatt mit einem nachgeschobenen Atmo-Stück namens „Atlas“. Gerade dieser wagt sich nämlich in geradezu progressive Gefilde vor und deutet an, was von dieser Band noch zu erwarten ist, wenn sie sich beim nächsten Mal noch etwas stärker fokussiert.
Kommentare
Sag Deine Meinung!