Ensoph - Opus Dementiae

Review

ENSOPH – so geheimnisvoll, wie der Bandname ist, hört sich auch ihre Musik an. Die Gruppe kommt aus Italien und mit „Opus Dementiae“ wagt sie sich auf das „gefährliche“ Avantgarde Terrain. Elektronische, synthetische, wirre Soundcollagen ergänzen sich mit jammernden, weiblichen und krächzenden in seinen Beschwörungen an Tiamat’s Edlund erinnernde, stellenweise gruftimäßig geflüsterten männlichen Vocals zu einem verwirrenden aber interessanten Etwas, das sich nicht leicht klassifizieren lässt. Sphärische Klangteppiche werden mit psychotischen, klaustrophobischen Soundstrukturen gemischt. Der „Gesang“ steht absolut im Vordergrund und es scheint, als hätte man Freude daran, mit der Stimmbandakrobatik den Hörer erst zu verzaubern und dann wieder zu zerstören, zu verwirren – nur, um ihn im nächsten Moment aufs Neue zu betören. Dieses Album bewegt sich irgendwo zwischen Genie und Wahnsinn. „Opus Dementiae“ ist anstrengend, chaotisch und ziemlich unnachvollziehbar geraten, doch es fehlt ihm nicht an Atmosphäre. Besondere Akzente werden immer wieder durch gar in Jazzbereich abdriftende Flötlinien, die mit Block- und Querflöte Inferno trügerische Ruheinseln auftauchen lassen gesetzt. Ich würde zu dem Begriff „Gothic Avantgarde“ tendieren, denn es gibt hier genug Elemente, die der ganzen Chose Klangdimensionen verleihen, die mehr als andere Werke des Avantgarde Bereichs in die Gothic-Richtung drängen. Der Alltag ist oft genug trist und grau, da schadet es nicht, wenn Bands wie diese mal einen Sack voller ungewöhnlicher Gedanken und Ideen kommentarlos vor einem ausleeren und für etwas Abwechslung sorgen. Mir ist es definitiv lieber als, wenn irgendwelche Klischees zum x-ten Male durchgekaut werden. Diejenigen, die ein offenes Ohr für ausgefallene und experimentierfreudige, disharmonische Musik haben, sollten hier mal riskieren, auch wenn dieser Gruppe doch noch etwas fehlt, um in einem Atemzug mit „Avantgarde Stars“ aufgezählt zu werden.

09.05.2004
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