Enslaved - Vikingligr Veldi

Review

Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.

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Nachdem ENSLAVED mit ihrer ersten Mini-LP „Hordanes Land“, welche ebenfalls als Split mit EMPEROR jeweils via Candlelight Records veröffentlicht wurde, für viel Beachtung in der Szene sorgten, brachten die Norweger im Februar 1994 über Deathlike Silence Productions in Kooperation mit Voices Of Wonder (Euronymous wurde ja im August 1993 ermordet) ihr Debütalbum „Vikingligr Veldi“ heraus.

„Vikingligr Veldi“ – das andere Debütalbum Norwegens

ENSLAVED zählten damals noch zur sogenannten zweiten Black Metal-Welle und aufgrund der Verflechtungen von Ivar Bjørnson, Grutle Kjellson und Trym Torsson zur Szene rund um MAYHEM, IMMORTAL, EMPEROR, BURZUM und DARKTHRONE. Aber ENSLAVED wollten anders sein, und das schafften sich auch bereits mit ihren frühen Werken, was sie zu Urvätern des Viking/Pagan Metals macht. Musikalisch inspiriert vom damaligen Black Metal Norwegens, die Szeneverwandtschaft und musikalische Nähe zu den Debütalben dieser Zeitspanne ist unüberhörbar, sowie natürlich BATHORY, erschufen sie mit „Vikingligr Veldi“ einen einflussreichen Klassiker. Noch nicht so progressiv und heroisch wie später, aber schon sehr episch, mit Themen rund um die Sagen- und Mythenwelt der Wikinger, authentisch vorgetragen in Altnorwegisch und Altisländisch. Und, typisch für Norwegen damals, wurde das Album im April 1993 in den Grieghallen Studios mit Pytten aufgenommen, der Geburtsstätte der ersten Black Metal-Alben Norwegens.

Die ausufernd überlangen Stücke meist jenseits von zehn Minuten Länge, wobei „Heimdallr“, zuerst auf dem „Yggdrasill“-Demo von 1992 enthalten, mit sechs Minuten sogar relativ kurz ausgefallen ist, atmen auch heute noch erfrischend diese jugendliche Aufbruchsstimmung und Leidenschaft, was sich auch an den recht simplen, teils monotonen bis fast hypnotischen, aber sehr effektiven Strukturen zeigt, die zwar schon etwas diesen progressiven Ansatz in sich tragen, der aber erst später richtig zur Geltung kommen sollte. Was ENSLAVED damals zu den Kollegen bereits unterscheidet, sind recht prägnante und nicht so sehr in den Hintergrund gemischte Basslinien. Das Keyboard, welches neben den kalten Gitarren für majestätische Melodik sorgt, ist auch bei ihnen ein wichtiger Teil der Musik, die aber noch sehr stark klirrend ungestümen und dabei fürstlich rasanten Black Metal enthält in Form von frostig sägenden Gitarren, die repetitiv prägnante Riffs teils voller Dramatik zelebrieren, hoher, heiserer Kreischgesang, der aber recht spärlich vorkommt, sowie oft rasend schnelle Rhythmen mit Blast Beats.

Mit relativ minimalistischen Mitteln erschufen ENSLAVED dennoch voneinander abwechslungsreiche, eingängige, epische und aggressive Stücke, die einige wenige folkloristische sowie elektronische Elemente enthält, was die Atmosphäre zusätzlich unterstreicht.

Ein Klassiker der frühen Neunziger

„Vikingligr Veldi“ ist ein einflussreiches Debütalbum und stimmungsvoller Klassiker der frühen Neunziger, das bereits einige Elemente der späteren Großtaten von ENSLAVED in sich trägt, deren Genialität aber selbstredend noch nicht erreicht. Die Stücke unterscheiden sich trotz der Nähe zur norwegischen Black-Metal-Szene doch von den Kollegen und haben viel Wiedererkennungswert. Die archaische, nordisch kalte Atmosphäre nimmt den Hörer ein, lässt nicht mehr los und macht süchtig. „Vikingligr Veldi“ ist intensiv und einnehmend und hat seit damals nichts von seiner Faszination und Anziehungskraft eingebüßt. Ein harscher, rauer, ungeschliffener Grundstein für das Genre Viking Metal.

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07.10.2020

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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