Enslaved - Eld

Review

Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.

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Nachdem sie 1994 mit „Vikingligr veldi“ und „Frost“ gleich einen Doppelpack zum Einstand präsentieren, tun sich ENSLAVED schwer, einen Nachfolger zu präsentieren. “Eld” (dt. “Feuer”) erscheint erst nach langen drei Jahren – viel für eine im wahrsten Sinne junge, aufstrebende Band, die noch keinen Status erreicht hat, der von Dauer wäre, und die auf „Frost“ noch selbstbewusst und in großen Lettern den ‚Viking Metal‘ ausgerufen hat. Und dann gibt es jahrelang kein Lebenszeichen.

ENSLAVED nehmen sich Zeit

Teilweise ist die lange Pause der Tatsache geschuldet ist, dass Schlagzeuger Trym Torson die Band bald nach Veröffentlichung von “Frost” verlässt und durch Harald Magne Revheim (der hier als Harald Helgeson auftritt) ersetzt wird. An ihm liegt es allerdings nicht, dass “Eld” den Erfolg und die Reputation des Vorgängers nicht erreicht: Das Schlagzeugspiel ist nämlich gleichzeitig wieselflink, als auch durchdacht und progressiv – wenn man so will, die Vorwegnahme des Weges, den ENSLAVED einige Jahre später einschlagen sollten.

Leider können die sieben teilweise ellenlangen Kompositionen da nicht ganz mithalten. Denn wenn es einen Kritikpunkt an “Eld” gibt, dann ist es der baukastenmäßige Aufbau der Songs – man höre sich einmal den Opener “793 (Slaget om Lindisfarne)” an, der in zwei genau gleich lange, achtminütige Parts aufgeteilt ist und insgesamt ziemlich statisch wirkt. Dabei gehört er allerdings noch zu den besseren Songs, denn stimmungsvoll ist die Vertonung der Plünderreise zum Kloster Lindisfarne allemal. Von der Ungewissheit auf See bis hin zur Raserei vor Ort wird an jedes Detail gedacht. Von den restlichen Songs überzeugen vor allem “Glemt” und der Titeltrack “Eld”, bei dem auch Drummer Harald äußerst pointiert spielt. Die Tracks sind einfach kompletter, schlüssiger komponiert als die anderen.

Statik und Raserei

Die restlichen Stücke sind zwar nicht schlecht, aber einiges bleibt Stückwerk. „Hordalendingen“ zum Beispiel beginnt mit einem äußerst markanten Midtemporiff, aus dem sich aber nichts entwickelt, sondern das dann ziemlich abrupt von Raserei abgelöst wird. Sicher: Das Stück hat einige memorable Momente, funktioniert aber in seiner Gesamtheit nicht vollständig. Gleiches gilt für „Alfablot“, bei dem arg viele gegensätzliche Passagen aneinander gereiht werden. „Kvasirs Blod“ wiederum startet mit MAYHEM-Gedächtnisriffs, läuft aber zwischenzeitlich ebenfalls mit etwas Leerlauf. Immerhin gehört der Track zu den kompakteren auf „Eld“.

Das gilt auch für „For lenge siden“, das vor allem im Zusammenspiel mit dem Text funktioniert. Wenn da von „pesten fra sør“ die Rede ist (‚der Pest aus dem Süden‘) oder von „tusen år svik“ (‚tausend Jahren Verrat‘), dann darf man als Viking-Metal-Fan schon mal die Faust in die Höhe recken und grimmig mitsingen.

„Eld“ erreicht nicht die Klasse des Vorgängeralbums

Stilistisch orientieren sich die drei Nordmannen am Vorgängeralbum, sind also insgesamt noch deutlich bei Black Metal, Raserei und Geschwindigkeit zu Hause und weniger in progressiven Gefilden. Trotz des variablen Schlagzeugspiels. Aber „Eld“ vermittelt nicht die Majestät der norwegischen Natur oder die Kraft der wikingerzeitlichen Mythen, wie es noch auf dem Vorgänger der Fall war. Es wirkt chaotischer, zerstückelter, weniger stringent, weniger zwingend. Als Hörer möchte man ja, dass das Album gut ist, man fiebert mit, aber wenn man dann inne hält, merkt man, dass einen das Album nicht so packt. Das Feuer wird einfach nicht so entfacht wie bei „Frost“.

Insgesamt geben ENSLAVED hiermit eher ein Lebenszeichen von sich, als dass sie ein Ausrufezeichen setzen können – das sollte dann noch einige Jahre, Besetzungswechsel und Alben dauern.

23.06.2021

- Dreaming in Red -

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1 Kommentar zu Enslaved - Eld

  1. Gabbagandalf sagt:

    Ich teile die Kritik (baukastenmäßige Aufbau der Songs, teilw. Stückwerk) nicht, das Ding ist einfach genial, beim epischen 793 kann man den Angriff auf das Kloster beim Geschwindigkeitsausbruch ab min 8.25 regelrecht fühlen, ansonsten regieren wie beim Vorgänger Epik und infernalische Raserei, teilw. sogar progressive Elemente, einzig an den trockenen Schlagzeugsound musste ich mich erst gewöhnen. Anders als Frost, aber genauso gut, das erste Album vikingligr veldi fand ich n bisl schwächer, alles was danach kam konnte mich nicht mehr überzeugen, aber was die Jungs in ihrem damaligen Alter auf den ersten drei Alben (Slaget.. auf dem Demo war auch schon ein Wahnsinstrack) rausgehauen haben ist für mich einfach Kult, daher 10P, fertich aus!

    10/10