Ensiferum - One Man Army

Review

Die Epic Folk Metaller ENSIFERUM stürzen sich mit „One Man Army“ bereits zum sechsten Mal ins Schlachtgetümmel, und wie schon bei den vorangegangenen Alben stellen sich auch diesmal wieder dieselben Fragen: Können die Finnen ihre ersten drei Werke übertrumpfen? Wird die Scheibe neben einer ganzen Batterie schöner folkiger Melodien wieder eine Reihe Hits beinhalten? Aber auch kritischere Fragen: Wird das Album wieder etwas flotter unterwegs sein als der etwas kriegsmüde Vorgänger „Unsung Heroes“? Und wird „One Man Army“ strukturell wieder nach demselben Schema aufgebaut sein wie die direkten Vorgängerwerke: Intro – Hitsingle – Mix aus flinken und getragenen Songs, von denen mindestens einer ein genrefremdes Element enthält – episch langer Song an vorletzter Stelle – Coverversion als Albumabschluss?!

Bezüglich letzteren Punktes befindet sich die vorab veröffentlichte Single „One Man Army“ diesmal nicht an zweiter, sondern an vierter Position. Sonst gibt es in dieser Hinsicht keine großen Unterschiede: Auf ein stimmungsvolles Intro folgt mit „Axe Of Judgement“ ein speediger Opener, mit „Descendants, Defiance, Domination“ gibt es einen episch langen Track und mit dem zwischen Westernsong und (finnischem) Tango changierenden „Neito Pohjolan“ einen ungewöhnlichen Abschluss. Dazwischen entern ENSIFERUM bei „Two Of Spades“ die Tanzfläche, um einen auf DSCHINGIS KHAN zu machen. Siebziger Jahre – shake your hips, baby!

Die Finnen haben wieder an Geschwindigkeit zugelegt – diesmal sind es immerhin drei Songs, in denen es rotierenden Damaszenerklingen gleich speedmetallisch zugeht („Axe Of Judgement“, „One Man Army“ und „Two Of Spades“). Entscheidend ist aber, dass ENSIFERUM mit diesen wie mit den restlichen Songs überzeugen können: „Heathen Horde“ bezirzt mit einem schönen folkig angehauchten Hauptthema, genauso wie „Warrior Without A War“ und das kurze, melancholische „Burden Of The Fallen“, bei dem am Lagerfeuer die Akustikgitarren hervorgeholt werden und der im Kampf Gefallenen gedacht wird. Und „My Ancestor’s Blood“ bildet zusammen mit dem genannten „Descendants, Defiance, Domination“ einen geschickt aufgebauten und spannungsvollen Zweiklang. Außerdem setzen ENSIFERUM diesmal gleich mehrmals heroische Mitsingrefrains ein: da gesellen sich zur Einmannarmee also gleich mehrere Kampfgenossen – keine Söldner, sondern eine eingeschworene Gemeinschaft.

„One Man Army“ fehlt demnach ein wenig das Überraschungsmoment und setzt auf eine bekannte, wenngleich bewährte Strategie. Was denn auch die Antwort auf die Frage ist, ob die Scheibe beispielsweise „Victory Songs“ übertrumpfen kann. Trotzdem überzeugt das Album durch sorgfältig geschmiedete Waffen und solide Kampfkunst, und das ist ja die Hauptsache. Schmissige Songs, keine Durchhänger, schöne Melodien, Speed, Druck, heroischer Kitsch – all das zeichnet „One Man Army“ aus, und somit sollte das die Vorfreude auf ENSIFERUMs kommende Liveaktivitäten ordentlich befeuern.

18.02.2015

- Dreaming in Red -

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