Enshine - Singularity

Review

Die Aussicht auf Emanzipation vom Synth-lastigen und elektrogeschwängerten Sound von „Origin“ wird bereits beim Anblick des Artworks jäh zerstört: „Singularity“ reitet weiter auf der Welle blauen Kosmosgeflunkers und verspricht keinerlei Linderung durch die Rückkehr zur Düsternis SLUMBERs, als Jari Lindholm noch den Landsleuten von RAPTURE nacheiferte. Das Licht tragen ENSHINE schließlich schon im Namen aber wie schon beim zwei Jahre älteren Bruder ist auch auf „Singularity“ nicht alles hell, was scheint,…

…dafür sorgen hörbar Lindholms finnische Seele und das anscheinend ebenso schwere Gemüt seines Kompagnons Sebastien Pierre, der bislang fast ausschließlich in doomigen Kapellen lärmte. Zusammen legen sie mit „Singularity“ ein Zweitwerk vor, das sich inhaltlich von seinem Vorgänger kaum unterscheidet aber keine billige Kopie ist. Entsprechend der im Artwork suggerierten Myriade an Sound-Nuancen spendierte das finnisch-französische Duo den neun neuen Tracks ein aufpoliertes Klangbild, das träumerische, sphärische Element wird differenzierter als beim Vorgänger herausgearbeitet. Zudem ließen ENSHINE den Songs eine Tiefe angedeihen, die mehr Einarbeitung erfordert als bisher von ihnen gewohnt. Sowohl einem gestiegenen Härtegrad als auch gehobenem kompositorischen Anspruch geschuldet wirkt vor allem die erste Hälfte auf „Singularity“ zunächst eher flach, erst nach einer guten Anzahl an Durchläufen treten unterscheidbare Konturen hervor, die das Betätigen der Skip-Tasten unterbinden.

Doch wie schon bei „Origin“ schleichen sich auch auf „Singularity“ Längen ein, die ENSHINE als Ausläufer der genannten RAPTURE und SLUMBER sowie KATATONIA, OCTOBER TIDE oder INSOMNIUM nicht überkommen können. Bezeichnenderweise tauchen die einzigen Songs, die der Intensität von „Origin“ im Sinne von Spannungsbögen und vereinnahmenden Arrangements nahekommen, erst am Ende auf; „The Final Trance“ und vor allem „Apex“ zeigen auf, dass ENSHINE am stärksten sind, wenn sie sich auf die Wirkung instrumentaler Passagen verlassen können.

14.10.2015
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