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Enid - Nachtgedanken

Review

Nachdem man auf dem Demo noch Summoning kopierte oder besser gesagt würdigte, verleugnet man hier zwar nicht bei Silenius und Protector gut zugehört und analysiert zu haben, allerdings besann man sich lobenswerter Weise darauf, eigeneres Schöpferpotential unter Beweis zu stellen. Ich möchte fast sagen, daß dieser gewisse Martin Wiese in mancher Hinsicht den deutschen Black-Metal rettet… hm – oder eher doch nicht? Bei Summoning ist’s ja schon eine Streitfrage, doch hierbei tendiere ich endgültig dazu, den Klang nicht als schwarz und metallisch zu kategorisieren, ansonsten wird’s dann wirklich zu mechanisch. So nenne ich es denn epische, romantische, meist relativ heitere Musik, die vom faszinierenden Kontrast zwischen ruhigen, eher vor sich hin träumenden zu aggressiveren, druckvolleren Parts lebt. Bei letzteren kommt mir der Verdacht, hier nicht einmal eine wirkliche E-Gitarre zu hören, was sich erhärtet, da (nach Booklet) alle Instrumente ein gewisser Cubase und Yahama „spielt“ :). Klingt trotzdem phänomenal, wenn auf einmal so eine „Stromgitarre“ hineinsägt (wer Summonings „Passing of the grey company“ kennt, weiß was ich meine). Jedenfalls die Stimme ist menschlich, wobei man das bei dem hallenden, äußerst „mächtigen“ Geschrei (eher Gebrüll – da hat wohl auch der Computer nachgeholfen), an dessen Seite hier und da professioneller, vielchöriger Gesang tritt, anzweifeln könnte. Was das musikalische, spielerische Können anbelangt, so kommen auch die Kompositionen sehr professionell rüber und wenn dieses junge Genie am Piano umherwirbelt, verblassen teilweise Ideen Summonings. Manchmal erinnern Passagen aber eher an einen Soundtrack zu einem Computer-Rollenspiel, nur klingen die Instrumente leider demgemäß synthetisch. Ebenso der Drumcomputer, dessen hohler, blecherner Klang und auch die teilweise unangebrachten Hochgeschwindigkeitsanwandlungen nicht ganz der (gewollten mitteralterlichen) Stimmung gereichen. Kritik verdient noch das schlecht eingebundene Saxophonsolo (!?) im kurzen, überflüssigen „Nebelthron“. Also insgesamt wünschte ich mir ein stimmigeres und besser produziertes Gesamtbild, dann allerdings könnte gar der hohe Summoning-Thron wackeln. Jedenfalls kann ich jedem nur raten, sich von dem Gespür für verträumt-schmeichelnde Melodien, bei denen man sich wahrlich ans Herz greifen muß, zu überzeugen (Anspieltip: Intransitory).

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27.08.1999

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1 Kommentar zu Enid - Nachtgedanken

  1. elend sagt:

    und ausgerechnet dieses wunderbare saxophon-solo finde ich so dermaßen geil! sonst ist die cd wirklich nicht übel, wenngleich mir summoning schon lieber sind.

    7/10