Einfach zu verdauen war die Musik der Kasseler Dark-Wave-Formation ENGELSSTAUB noch nie. Dennoch konnte die Band in ihrer Vergangenheit mit Alben wie „Ignis Fatuus Irrlichter“ und „Anderswelt“ deutliche Spuren in der Szene hinterlassen. Auch anno 2015 präsentieren sich ENGELSSTAUB vertrackt und wenig zugänglich wie eh und je. Dabei wandelt die Band durchgehend auf dem schmalen Grat zwischen tiefgreifender Faszination und nerviger Abstraktheit.
Konzeptionell dreht sich „The 4 Horsemen Of The Apocalypse“, wie der Name erahnen lässt, um den Untergang der Welt, angefangen mit dem Erscheinen der vier sagenumwobenen Reiter der Apokalypse. Musikalisch setzen ENGELSSTAUB das Thema oft spannend, leider noch öfter unstimmig in Szene. „The Beginning Of The End“ beginnt das Album mit viel Bombast, einem elektronischen Sprecher, welcher wiederholt „The Four Horsemen Of The Apocalypse“ von sich gibt, männlichen Chören und viel Atmosphäre. So weit, so gut. Was folgt, ist allerdings ein derart schlechtes Cover des JOHNNY CASH-Klassikers „The Man Comes Around“, dass man als Hörer nur noch die Hände über dem Kopf zusammenschlagen möchte. Wie kann man einen solch tollen Song derart verhunzen? Weder instrumental noch gesangstechnisch kann das Cover mit dem Original mithalten und überhaupt – was soll ein Cover als zweiter Song eines Albums?
Im Anschluss werden die vier Ritter einzeln vorgestellt. „The First Seal – Victory“ bietet elektronische Klänge, welche durch den begleitenden, psychedelischen Gesang zwar ungewöhnlich klingen – das aber auf eine nervige Art und Weise. „The Second Seal – War“ merzt diese beiden Fehltritte aus, und stellt durch unheilvolle Gesänge, Fanfaren und verspielte Flöten einen der besten Songs der Platte dar. Auch die beiden folgenden Stücke „The Third Seal – Famine“ und „The Fourth Seal – Death“ haben stimmige Momente in petto. Was die gute Atmosphäre allerdings zunichte macht, ist der abrupte Wechsel der einzelnen Passagen innerhalb der Songs. Im ersten Drittel darf man gespannt den unheilvollen und bösen Tönen von „The Fourth Seal – Death“ lauschen, bis man kurz darauf Musik vorgesetzt bekommt, die so auch aus einem 8-bit-Rollenspiel stammen könnte.
„The 4 Horsemen Of The Apocalypse“ weist gute Momente auf, doch leider werden diese durch viele Fehltritte dementiert. Die aggressiven Wechsel der einzelnen Songelemente hebeln die Wirkung der gelungenen Passagen aus und so ist das neue Album von ENGELSSTAUB ein Werk geworden, welches höchstens für Genreverliebte interessant sein dürfte. Auch wenn die Band das Konzept und dessen Umsetzung gut meistert, ist „The 4 Horsemen Of The Apocalypse“ an vielen Stellen zu unausgegoren und unstimmig, als dass man eine hohe Wertung rechtfertigen könnte. Schade.
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