ENGEL waren noch nie der ganz große Streich aus Schweden. Dennoch hat die Band, die federführend von Niclas Engelin (u.a. IN FLAMES) betrieben wird, in Sachen Melodic Death Metal immer noch das Göteborg-Fähnchen empor gehalten. „Abandon All Hope“, immerhin schon das fünfte Album, zeigt dagegen einen Entwicklungsversuch, der mit den alten Vorbildern brechen und eine deutlich eigenere Identität erschaffen soll. Ein verständlicher Schritt, der aber nicht zwingend gelingen muss und gerade bei alten Fans vermutlich auf wenig Gegenliebe stoßen wird.
ENGEL haben ihre Stil verändert
Schnell wird nämlich klar: „Abandon All Hope“ hat deutlich weniger melodischen Todesstahl im Blut und räumt der Moderne viel mehr Platz als auf den Vorgängern ein. ENGEL setzten auf Hooks, Sing-A-Longs und ein durchaus „dicken“ Sound. Aber sie holen den Hörer viel zu selten ab. Schon beim Auftaktsduo „The Darkest Void“ und „The Legacy Of Nothing“ fällt die Eingewöhnung zwischen fetten Gitarrenwänden, Groove und elektronischen Arrangements schwer – auch das Übergewicht von Klargesang zu Growls gibt bereits einen Vorgeschmack auf die restlichen Stücke.
Allerdings gehört zur Wahrheit über „Abandon All Hope“ auch, dass Englein Songs schreiben kann. Das deutliche flottere „Book Of Lies“ ist ein erstes Beispiel dafür, dass ENGEL punkten können, wenn sie das Tempo anziehen. Ähnlich gut gelingt ihnen das bei „Buried“. Ansonsten zeigt sich zu viel von der neuen Gangart und einer gewissen Experimentierfreude, die nur selten aufgeht. Gerade dann, wenn ENGEL es rockiger angehen, geht der Faden des Albums ziemlich verloren.
„Abandon All Hope“ verspricht mehr, als es langfristig einhalten kann
So ist es dann auch kein Wunder, dass ENGEL scheinbar deutlich mehr für die IN FLAMES-Fans der neueren Generation bietet, als jenen, die noch auf ein Fünkchen Göteborg hofften. Das wäre insgesamt überhaupt kein Problem, wenn „Abandon All Hope“ deutlich häufiger zünden würde als in den oben genannten Songs. Stattdessen bleibt es der Versuch große Songs mit Pop-Appeal zu schreiben, ohne dabei richtig „catchy“ zu sein. Schade, denn aus dem gelobten Modern Melodic Death Metal fällt zumindest das „Melodic Death“ zu großen Teilen einem Stilmix zum Opfer, der weniger innovativ ist als es den Anschein erweckt und noch weniger begeisternd ist. Ein gutes Album mit ordentlichen Songs, das aber im ersten Moment mehr verspricht als es halten kann.
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