ENEMY SOIL – eine typische Band aus der Gründerzeit extremen Geknüppels. Der jüngeren Generation so gut wie gar nicht mehr bekannt, kein einziges Album, dafür eine respektable Latte an Samplerbeiträgen, 7″-EPs und Splits mit anderen namhaften Bands der frühen 90er-Szene. Und dennoch eine Band, die man sich auf den mentalen Notizzettel schreiben sollte, gehörte doch ihr gnadenloser Drummachine-Sound zur Zukunftsmusik, die damals aus dem Untergrund ertönte.
So ganz neu war ihr Sound anno 1994 nicht mehr, zeigten doch damals NAPALM DEATH mit jedem Album aufs Neue, was wirkliche Brutalität bedeutet. Sie sind auch die klanglichen Väter und größten Einflußgeber für ENEMY SOIL gewesen. Mit „Casualties Of Progress“ wird nun der 1994 nur auf Vinyl erschienene Bandklassiker erstmal auf CD veröffentlicht – was für eine Granate! Wer glaubt, Drummachine-Terror und Speedcore sei eine Erfindung von europäischen Bekloppten im 21. Jahrhundert, darf sich hier mal ganz gepflegt die Ohrlappen aus dem Schädel reißen lassen. Hier gibt’s fünf mal ganz Old School aufs Maul bis die Kauleiste klappert. Mal ehrlich, dieser Sound ist doch einfach unerreichbar! Während man sich in jedem Genre, welches so langsam im Stadium der Post-Moderne angekommen ist, fragt, wo denn die gute Brutalität geblieben ist, muss man sich immer wieder eingestehen, dass der Sound der Anfangstage einfach etwas Faszinierendes an sich hat.
Beeindruckend ist die Qualität der Aufnahmen, bei denen im Remastering-Prozess alles rausgeholt wurde. An die fünf Songs der ursprünglichen EP schließen sich noch vier weitere Songs an, die für eine nie erschienene EP geplant waren. Darunter befindet sich als Huldigung an ihre großen Idole ein Cover von NAPALM DEATHs „Unchallenged Hate“.
ENEMY SOIL sind nach vielen Besetzungswechseln 2000 endgültig auseinandergebrochen, aus ihrer Asche erhoben sich u.a. PIG DESTROYER. Mit „Casualties Of Progress“ kann man nochmal die guten alten Zeiten aufleben lassen. Ein geiles Geschoss!
Kommentare
Sag Deine Meinung!