Es gab eine Zeit, da war der Sound, wie ihn ENEMO J spielen, mächtig angesagt. Das dürfte so ungefähr 1998 gewesen sein. Die Verbindung von Hardcore-Gesang und gleichförmigen, unheimlich auf cool machenden Rap-Einlagen mit groove-betontem Metal im Stil von SEPULTURA und SOULFLY. Schon damals wären ENEMO J jedoch in der Masse der Veröffentlichungen untergegangen, weil ihnen jegliche Eigenständigkeit fehlt. Heute brauchen ein Album wie „Live By Wish Not By Hope“ noch weniger Menschen als damals.
Vor zwei Jahren fand die Scheibe der Briten schon den Weg in die heimatlichen Plattenläden, nun zieht man auch im Rest Europas nach. Die zwischen den Songs immmer wieder eingestreuten Sequenzen, die wie Szenen aus irgendwelchen unbeachteten Thrillern wirken, sind ein eher missglückter Versuch, dem Album einen roten Faden zu verpassen. Die einzigen wirklich brauchbaren Momente haben ENEMO J beim ein oder anderen Riff, das neben Anhängern der Anfangs genannten Bands möglicherweise auch den ein oder anderen KORN-Fan begeistern könnte. Ansonsten regiert bei den Songs nicht nur die Stumpfheit, sondern auch die Langeweile. Nicht nur ist diese Art des Sprechgesangs vollkommen Out-Of-Time (was ja noch nicht mal ein Problem wäre), die Kompositionen gestalten sich mit der Ausnahme des kurzen und in der Tat recht knackigen „Phi 1.618“ absolut belanglos. Es fehlen Melodinien, oder zumindest jenes effektive Aggressions-Level, wie es Bands wie HATEBREED trotz ihrer alles andere als anspruchsvollen Songs immer wieder hinbekommen. ENEMO J kommen also nicht nur zu spät, sondern auch unmotiviert über die Nordsee geschippert. Von der Gesamtspielzeit müssen übrigens noch 11 Minuten abgezogen werden, die für einen komplett überflüssigen Hidden-Track mit dämlichem Strich-Code-Titel draufgehen.
Übrigens haben ENEMO J seit dem Release des Albums Gitarristen und Drummer ausgetauscht und arbeiten in der neuen Besetzung bereits am Nachfolgematerial. Sie können im Grunde nur gewinnen.
Selbst Fans eines explosiven (genau hier liegt der Hund begraben) Metal/Hardcore-Crossover-Gemisches werden eine ganze Reihe an Bands finden, an deren Musik sie ihr Herz hingebungsvoller verschenken werden, dessen bin ich mir sicher.
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