Enemo J - Ill Begotten Means

Review

Eins muss man den Jungs von ENEMO-J ja lassen: Obwohl die ersten beiden Alben einschlägige Verrisse seitens der einheimischen und auch englischsprachigen Presse erhalten hatten, gehen die Engländer scheinbar unbeirrt weiter ihren Weg, denn „Ill Begotten Means“ schließt genau da an, wo der Vorgänger „Live By Wish Not By Hope“ aufgehört hat.

Es gibt wieder einmal einen kruden Mix aus Nu Metal, dessen Elemente allesamt altbacken wirken, und Metalcore der Marke CALIBAN oder KILLSWITCH ENGAGE. Dass man sich bis auf wenige Blicke über den Tellerrand strickt an Schema F hält, macht den dritten Output leider genau so langweilig wie seine Vorgänger. Dabei sind die Ansätze oft gar nicht schlecht: Nach dem atmosphärischen Intro geht es in Songs wie „Children Of The Night“ oder „Chaotic Disorder“ zumindest zwischen den Refrains ganz schön zur Sache, hier und da gibt es ein paar nette Riffs und auch die Breaks kommen ordentlich. Allerdings ist das immer gleiche Wechselspiel aus harten Strophen und wehleidigen cleanen Refrains inzwischen mehr als ausgelutscht, und dort, wo ENEMO J mit Eingängigkeit punkten könnten, kommt leider nur Standart-Gejaule. Mit „Heaven Is My Hell“ gibt es dann dank weiblicher Unterstützung noch einen kleinen Ausflug in die Welt des Gothic Rocks, und die Nummer 3 stellt damit zweifellos den besten Track des Albums dar. Dafür ist die zweite genrefremde Einlage, nämlich der Ausflug in den Hip Hop bei „White Noise“, kaum an Peinlichkeit zu überbieten. Gut gemachter Rap ist toll, und auch der Mix mit harten Metalriffs hat in der Vergangenheit schon oft funktioniert, aber hier fehlt es leider an allem. Und obwohl ich das Wort nicht ab kann: Hier ist Fremdschämen angesagt.

Totalausfall also? Nicht ganz. Wer immer noch nicht genug bekommt von Standart-Core und Nu Metal der 90er-Schule, findet hier vielleicht noch Gefallen dran, denn ganz selten blitzt auch Potential durch. Von guten Ideen und toll arrangierten Songs ist man aber weit entfernt, hängen bleibt wenig bis gar nichts, und so bleibt man auch mit dem immerhin schon dritten Output irgendwo in der Mittelmäßigkeit stecken.

24.04.2013
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