Eneferens - The Bleakness of Our Constant

Review

Ein-Mann-Black-Metal-Projekte sind oft ein Fall für sich. Natürlich, es gibt einfach Künstler, die sehr persönliche Musik kreieren und eine so genaue Vision von dem haben, was sie umsetzen möchten, dass andere Personen da nur stören würden. Leider fühlen sich durch die heutige Möglichkeit, mit relativ bescheidenen Mitteln ein eigenes Album aufzunehmen und zu veröffentlichen, auch einige mäßig talentierte Gestalten dazu bemüßigt, ihr musikalisches Schaffen unbedingt unters Volk zu bringen. Finden wir heraus, zu welcher Gattung ENEFERENS aus dem US-amerikanischen Minnesota gehören.

ENEFERENS – Ambitionierter oder einfach nur kruder Stilmix?

Bereits zwei Alben und eine EP hat Jori Apedaile unter dem Namen ENEFERENS herausgebracht und das, obwohl das Projekt erst seit 2016 existiert. Nachdem die ersten beiden Longplayer noch innerhalb eines Jahres das Licht der Welt erblickten, hat Alleskönner Jori sich für „The Bleakness of Our Constant“ etwas mehr Zeit gelassen, was dem Songwriting deutlich zu Gute gekommen ist.

Die Basis besteht nach wie vor aus atmosphärischem Black Metal, jedoch schwinden diese Anteile immer weiter. Der Post-Rock gewinnt stattdessen in vielen Songs die Oberhand, obwohl auch häufig der Doom, teilweise sogar Funeral Doom, seinen Weg in das Material gefunden hat. Klingt erst einmal nach einer kruden Mischung. Dennoch schafft es Apedaile, einen stimmigen Gesamtsound daraus zu stricken, dessen melancholische Schönheit teilweise seinesgleichen sucht.

Bereits die Melodien des instrumentalen Openers „Leave“ strahlen eine ungeheure Anziehungskraft aus. Die Produktion wirkt zwar trotz der Gefälligkeit des Materials ein wenig kalt und steril, was der Atmosphäre aber durchaus zu Gute kommt. In „This Onward Reach“ werden dann erstmals Black-Metal-Riffs und heiser-krächzige Growls auf den Zuhörer losgelassen, immer wieder mit zerbrechlichen Gegenakzenten durchsetzt. Einzig der hier ebenfalls zum Einsatz kommende Klargesang klingt stellenweise doch recht dünn und wackelig. Ganz im Gegensatz zum Meisterwerk „Weight of the Mind‘s Periapt“. Die Traurigkeit und Verzweifelung der wunderschönen Clean-Vocals jagt, besonders im Zusammenspiel mit den tiefen, gurgelnden Grabes-Growls, mehr als einmal Schauer über den Rücken des Rezensenten.

Gelungenes melancholisch-melodiöses Gesamtwerk – „The Bleakness of Our Constant“

Ähnlichkeiten zu anderen Bands auszumachen ist im Fall von ENEFERENS recht schwierig. AGALLOCH oder SAOR kommen einem vielleicht in den Sinn, wobei die Verbindung zum Folk bei ENEFERENS wesentlich weniger stark ausfällt. Auf „The Bleakness of Our Constant“ können auf düsterste Funeral-Doom-Riffs zerbrechlicher Post-Rock folgen, um kurz darauf in fast schon MAIDENeske Leads zu münden. Das daraus trotzdem stimmige, in sich geschlossene Songs entstehen, ist wirklich eine Leistung. Ein paar Längen hat das Album zwar, dennoch ist „The Bleakness of Our Constant“ gleichermaßen kalt, wie auch wunderschön. Wer auf Genregrenzen pfeift und nach einem melancholisch-melodiösem Soundtrack für die dunkle Jahreszeit sucht, dem sei dieses tolle Werk wärmstens – oder vielmehr kältestens – ans Herz gelegt.

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05.11.2018

"Time doesn't heal - it only makes you forget." (Ghost Brigade)

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1 Kommentar zu Eneferens - The Bleakness of Our Constant

  1. ClutchNixon sagt:

    Katatonia, Anathema und vor allem Lake of Tears zu „Forever Autumn“ , feiern eine saftige Orgie mit Skepticism auf die Diskografie von Satyricon. Das klingt krude, funktioniert aber tatsächlich ganz wunderbar. In Anbetracht dessen, was da noch kommen mag fette acht Punkte von mir. Kopfhörer auf!

    8/10