EndName - Demetra

Review

„Moskau, fremd und geheimnisvoll, Türme aus rotem Gold, kalt wie das Eis…“

Viel besser kann man die mittlerweile vierte Veröffentlichung der russischen Instrumental-Band ENDNAME kaum beschreiben: Fremd, geheimnisvoll, imposant und kalt. Fremd und geheimnisvoll deswegen, weil man zur Band kaum irgendwelche Informationen im Netz findet (jedenfalls keine in Englisch, geschweige denn Deutsch) abgesehen davon, dass das Trio aus Moskau kommt und laut eigener Aussage Post-Doom-Metal macht. Imposant und kalt deswegen, weil die Stücke stampfend und bedrohlich aus den Boxen rumpeln und sich durch stoische Monotonie auszeichnen. Da ist man schnell geneigt, das Album nach wenigen Durchläufen abzuschreiben.

Doch wie so oft bei (guter) instrumentaler Musik ist Schein nicht gleich Sein und Monotonie muss nicht immer etwas Schlechtes bedeuten. Dichte Gitarrenwände brechen sich wie gigantische Flutwellen vor dem geistigen Auge des Hörers, das Schlagzeug setzt pointierte Schläge und treibt die Musik des Openers „Dublication Of The World“ nach vorne. Geschickt werden Melodien eingespielt, die das Gesamtbild auflockern, wobei diese äußerst sparsam eingesetzt werden. Dann beginnt „Union“ etwas ruhiger und entfaltet eine geradezu meditative Wirkung.

Mit dafür verantwortlich sind auch hier die subtilen Melodien, die sich immer wieder hindurch schleichen und für einen wohligen Schauer sorgen. Auch tun die sparsam eingesetzten Synthesizer ihr Übriges, die gerade aufgrund ihres minimalen Auftretens eine umso mächtigere Wirkung haben. Und wenn am Ende des Stückes die Gitarren geradezu munter wuseln, die Musik dann ausklingt und in tribalen Kehlkopfgesang übergeht, dann hebt man in höhere Sphären ab und fragt sich, warum man von dieser Band nicht schon vorher gehört hat.

In “Forest“ wird der meditative Ansatz fortgeführt, diesmal hat man das Gefühl, dass das Trio eine schamanische Beschwörung durchführt und Elementargeister vor dem geistigen Auge des Hörers umherschwirren. Etwas gewöhnungsbedürftig aber auch durchaus interessant ist der Remix des eröffnenden “Dublication Of The World“, wobei es sich dabei eigentlich nur um eine durch Effekte massivst verzerrte Version des Stückes handelt. Das wirkt dann doch etwas faul, aber gerade gegen Ende wird der Song auf beeindruckende Weise durch die Verzerrungen zerhackstückt und verwandelt sich in elektrischen Avant-Krach. Kann man mögen, muss man aber nicht.

„Demetra“ wirkt anfangs krude und poltrig, doch entpuppt es sich nach mehreren Durchläufen als naturgewaltige Schönheit, die entdeckt werden möchte. ENDNAME schaffen ihre eigene kleine Klangwelt, bei der der Hörer die dicke, scheinbar undurchdringbare Schicht nach und nach abtragen muss, um ins Innere vorzudringen, um den Kern zu erblicken. Und dort brennt dann – wie DSCHINGIS KHAN bereits ganz richtig festgestellt haben – ein Feuer.

„Moskau, doch wer Dich wirklich kennt, der weiß ein Feuer brennt, in Dir so heiß…“

 

18.02.2015

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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