Endless Pain - 12. Hamburger Internationale Tattoo Convention

Review

Ich habe kein Tattoo. Ich weiß nicht, warum. Vielleicht, weil mein späterer Arbeitgeber es scheiße finden würde. Oder weil ich mir Sorgen darum mache, dass es in 50 Jahren scheiße aussieht. Was lehrt mir die Tattoo Convention? Es ist egal. Ich mache es für mich. Und ich lebe jetzt. Es interessiert mich nicht, was in ein paar Jahrzehnten ist.

Ich habe mich nie wirklich mit Tattoos beschäftigt. Ich sehe häufig Menschen mit düsteren Motiven auf der Haut, habe einen guten Bekannten, der am ganzen Körper tätowiert ist. Für ihn ist ein Tattoo ein Tagebucheintrag; ein Abschnitt seines Lebens, der dokumentiert werden muss. Und nachdem ich die DVD zur 12. Internationalen Hamburger Tattoo Convention gesehen habe, fällt es mir leichter, zu verstehen, was die Leute dazu bewegt, ihr größtes Organ in fremde Hände zu geben. Denn ist ein Tattoo nicht so viel mehr als nur eine Zeichnung, die ich nicht mehr fort radieren kann? Ist es nicht viel wichtiger, dass es mir etwas bedeutet? Oder aus welchem Grund lasse ich mir meine Großeltern auf die Schulter stechen? Weil sie schwer krank sind und ich sie immer bei mir tragen möchte, auch wenn ich sie eines Tages nicht mehr sehen kann. Diese Anekdote einer Besucherin der Veranstaltung ist nur eine von vielen, die einen Außenstehenden wie mich erkennen lassen, worum es hier eigentlich geht.

Diese Convention findet nicht in einer großen Messehalle statt, sondern auf engem Raum. Und genau das macht es möglich, Tätowierer, Tätowierte und davon Begeisterte gemeinschaftlich zusammenzuführen.

Zahlreiche Interviews, geführt von Elvis (Künstler von Endless Pain und Maler) mit bekannten Tätowierern aus Deutschland und der Welt belegen eindrucksvoll, wieso diese drei Tage, die alle zwei Jahre stattfinden, einen derart großen Beliebtheitsstatus genießen. Musikalisch perfekt untermalt, ist es Endless Pain gelungen, ein breit gefächertes Event auch für zu Hause auf kleinem Bildschirm schmackhaft zuzubereiten. So schaffen es insbesondere Bands wie POOLSTAR, die Stimmung aus Hamburg passend zu transportieren.

Ein Schwerpunkt der DVD liegt berechtigterweise in dem Gespräch zu dem mittlerweile verstorbenen, zur Zeit der Tattootage ältesten Tätowierer der Welt, Herbert Hoffmann, der etliche kleine und große Geschichten aus vielen Jahren als Tätowierer zu erzählen weiß. Er ist der festen Überzeugung: Die Liebe zum Tattoo wird vererbt. Was heißt das für uns? Das Tattoo hat Bestand. Es vergeht nicht. Es ist nichts, das man sich irgendwann entfernen lässt. Es bleibt. Für immer. Und so lang es das Tattoo gibt, wird es hoffentlich auch diese Convention geben, ist sie doch etwas ganz besonderes. Um das verstehen zu können: Schaut euch die DVD an. Sie erscheint am 24. Juni.

23.06.2011

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