Endezzma - The Archer, Fjord And The Thunder

Review

ENDEZZMA blicken mit ihrem dritten Studioalbum “The Archer, Fjord And The Thunder” aus der norwegischen Provinz Viken nach außen grimmig und innerlich hoffnungsfroh auf die Black-Metal-Welt. Tatsächlich kann die Heimat Hønefoss in Sachen Schwarzmetall eine Menge, denn die Kleinstadt spuckte auch Acts wie KVIST, URGEHAL und BEASTCRAFT aus.

Logisch, dass sich Persönlichkeiten der dortigen Szene in verschiedenen Hønefoss-Bands tummeln – auch der verstorbene Trondr Nefas spielte einst bei ENDEZZMA, die 2005 aus dem Leichnam von DIM NAGEL hervorgingen.

ENDEZZMA richten sich massentauglicher aus

Spätestens mit “The Archer, Fjord And The Thunder” sind ENDEZZMA meilenweit von rohem Black Metal entfernt. Zwar integrierten die Norweger auch früher viel Blackened Thrash und gaben sich zuweilen episch-melodisch, aber auf dem dritten Studioalbum erscheint die allgemeine Ausrichtung irgendwie kommerzieller – vom Klang bis zu echten Hooklines.

Prinzipiell spricht nichts gegen komplexe Arrangements, aber der Sound ist inzwischen zu glatt. Das ist „Black Metal“ mit Verstand, dem es an Seele fehlt – zu durchdacht, zu verkopft, zu viel des Guten.

Natürlich ist das Meckern auf buchstäblich hohem Niveau, denn die neuen Lieder sind spielfreudig und sehr anspruchsvoll konzipiert. Mehr noch: Einzelne Passagen wirken wie Technical Black Metal bis hin zu einer erstaunlich virtuosen Leadgitarre in “Garden Ov Heathen”.

“The Archer, Fjord And The Thunder” will zu viel

Frontmann Morten Shax tönt anno 2021 besonders gewöhnungsbedürftig. Die Formel lautete wohl: weniger typisches Black-Metal-Krächzen, mehr Rotz und Räudigkeit und eine bessere Verständlichkeit. Zwar liefern die Vocals genug Intensität, um keinen katastrophalen Eindruck zu hinterlassen, doch auf den Vorgängeralben “The Arcane Abyss” (2017) und vor allem ”Erotik Nekrosis” (2012) klang das besser.

“The Archer, Fjord And The Thunder” ist technisch einwandfrei, aber leider zu sauber. Auch hier wird die Rezeption und Bewertung wieder sehr subjektiv ausfallen: Die einen schätzen eine solche Produktion, die anderen vermissen das Rohe und Ursprüngliche. Für Freunde von DARK FUNERAL und Konsorten ist das sicherlich ein gefundenes Fresschen – primär auf den Sound bezogen. Alle anderen fragen sich wohl, wie “The Archer, Fjord And The Thunder” mit der kratzenden Stimmfarbe und Produktion des ENDEZZMA-Debüts klingen würde.

“Mit ‘The Archer, Fjord And The Thunder’ macht ENDEZZMA einen großen Schritt nach vorne im Songwriting”, heißt es im Promoblatt. Dem ist zuzustimmen. Dass es die rohe Grimmigkeit der frühen Tage mit der epischen Erhabenheit späterer Ausprägungen verbindet, wäre indes wünschenswert, stellt aber exakt den Knackpunkt dar, denn der Spagat gelingt nicht. Stattdessen kreieren ENDEZZMA jetzt dunklen extremen Metal mit modernem Sound.

22.01.2021
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