Encoffination - O' Hell, Shine In Thy Withed Sepulchres

Review

Vor ziemlich genau einem Jahr versetzte „Ritual Ascension Beyond Flesh“, das Debüt des US-amerikanischen Duos ENCOFFINATION, den Hörer in eine arme, von einer grässlich grunzenden Kreatur durch ein Höhlenlabyrinth getriebene Seele. Das gehetzte Tasten durch die Dunkelheit ist auf dem zweiten Album „O‘ Hell, Shine In Thy Withed Sepulchres“ vorbei, man findet sich gefangen in der Behausung des Ungeheuers wieder, eingepfercht in einen Käfig aus nass-kaltem Holz. Im fahlen Schein einer Fackel lässt sich nun das Anlitz der Bestie erkennen, das nicht so grausam entstellt ist, wie man es sich ausgemalt hatte. Man sieht ihr zu, wie sie sich durch die Höhle schleppt, hin und wieder drohend gegen das hölzerne Gefängnis schlägt … 

ENCOFFINATION bewegen sich nach wie vor zwischen tristem Doom und düsterem Death Metal – der Vergleich mit THERGOTHONisierten INCANTATION oder ganz alten EVOKEN hinkt immer noch nicht –, doch dadurch, dass die Konturen nun besser erkennbar sind, hat das Material von seiner mysteriös-unbehaglichen Aura eingebüßt. Die sieben Stücke plus Intro klingen aufgeräumter und klarer als die des noch völlig dumpf produzierten Erstlings; die dort oft kaum hörbaren, weit in den Hintergrund gemischten trägen Grunz- und Gurgellaute haben es etwas weiter nach vorne geschafft. Die Anzahl der die Atmosphäre störenden Sprach-Samples haben die beiden Nordamerikaner deutlich reduziert, dafür strapazierten sie dieses Mal das doch sowieso schon ziemlich abgedroschene Glockengeläut, das man gleich mehrfach – etwa beim eröffnenden „Rites Of Ceremonial Embalm’men“ und dem zehnminütigen Rausschmeißer „Annunciation Of The Viscera“ – vernimmt.

Konnte man beim Vorgänger noch eine Struktur erahnen, die im mittels Akustikgitarre vom Ende kündenden „Coffinpsalms“ gipfelte, erscheint „O‘ Hell, Shine In Thy Withed Sepulchres“ als den Tod eines Menschen sowie die Übergabe seines Körpers an die Erde begleitendes Konzeptalbum in seinem Aufbau doch willkürlich. So werden ENCOFFINATION wie im Mittelteil von „Elegant In Their Funebrial Cloaks, Arisen“ zwar hin und wieder etwas lebhafter, doch jegliche Tempo- oder Intensitätswechsel muten beliebig an, ebenso wie die Reihenfolge der einzelnen Nummern. Wenn man dann liest, dass die beiden in Texas beziehungsweise Georgia ansässigen Musiker Elektrokutioner und Ghoat ihre Spuren separat in ihren Heimatstaaten aufgenommen haben, verstärkt das unweigerlich den dezenten Eindruck vom zusammengeschustert-ziellosen Charakter der Scheibe.

Nicht falsch verstehen, „O‘ Hell, Shine In Thy Withed Sepulchres“ entpuppt sich trotz aller Kritik als annehmbares und nach wie vor ziemlich dunkles Death/Doom-Leichentuch, wird vielleicht erst durch Kenntnis des vielversprechenden, so schroff-bedrohlich wirkenden und dennoch eine Struktur aufweisenden Debüts zu einer (kleinen) Enttäuschung. Aber vielleicht sind ENCOFFINATION auch einfach nur der Ansicht, dass der Tod und das folgende Begräbnis ziemlich trostlose Angelegenheiten sind, die man entsprechend unspektakulär vertonen sollte.

18.11.2011

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