Empyrium - A Retrospective...

Review

Wenn mehrere Jahre nach dem offiziellen Ableben einer Band deren gesammelte Werke in einer Mehrfachverwertung der Öffentlichkeit abermals zugänglich gemacht werden, so darf man solchen Releases durchaus mit Argwohn und Skepsis gegenübertreten. Ob es nun die x-te Auflage von bis zum Erbrechen wieder veröffentlichten Best-Of-Alben ist, die eh an jeder Straßenecke für ein Appel und ein Ei zu haben sind oder es sich um mit lieblosem Bonusmaterial versehene Compilations handelt: allzu oft versteckt sich hinter dem Schleier der zunächst als wohlwollend erscheinenden Fanfreundlichkeit nicht mehr als der offensichtliche Wunsch der Band oder des Labels, die Eier legende Wollmilchsau Fan nochmals richtig zur Ader zu lassen.

Angesichts „A Retrospective…“ könnte man, EMPYRIUM respektive Prophecy Productions etwaige Absichten unterstellend, jedoch weiter nicht daneben liegen. Zum einen käme nämlich die erfolgreiche Suche nach den Originalpressungen des gesamten Backkatalog EMPYRIUMs einer Kraft raubenden Odyssee gleich, die wenn überhaupt wohl nur durch Glück und Zufall zu bewältigen sein dürfte. Zum anderen ging das Lebewohl 2002 eher still und leise von sich, als man sich kurz nach der Veröffentlichung von „Weiland“ dazu entschied, die Pfade der Naturmystik nicht mehr gemeinsam zu beschreiten.

Grund genug also, das mit vier offiziellen Alben überschaubare Schaffen EMPYRIUMs Revue passieren zu lassen und welcher Zeitpunkt, den Abschied dieser deutschen Ausnahmeband in einem würdigen Rahmen nachzuholen, würde sich besser anbieten, als das zehnjährige Jubiläum zur Veröffentlichung des ersten Albums „A Wintersunset…“? „A Retrospective…“ gebärt sich demzufolge als feierliches Requiem, das dem Grundsatz „Value For Money“ in vollem Umfang Rechnung trägt.

Da wäre nun zunächst die stilecht aufgemachte Digibook-Version, die mit einem aufwändig in Gold gestanztem EMPYRIUM-Logo und einem die Bandbiographie abhandelnden, 60-seitigen Booklet bereits äußerlich auf ganzer Linie zu überzeugen vermag. Ebenso reizen die inneren Werte mit 76 Minuten Spielzeit die Grenzen des technisch machbaren beinahe vollkommen aus, bieten sie doch mit den 13, in chronologischer Reihenfolge angeordneten sowie komplett remasterten Songs einen umfassenden Überblick über EMPYRIUMs musikalische Wandlung. „The Franconian Woods In Winter’s Silence“ und „A Gentle Grieving Farewell Kiss“ vertreten das Debut, wobei ersterer rundweg neu arrangiert und aufgenommen wurde. Das zweite Werk „Songs Of Moors And Misty Fields“ steuerte „The Blue Mists Of Night“ sowie „Mourners“ bei, von „Where At Night The Wood Grouse Plays” finden sich der Titeltrack, „Dying Brokenhearted” und „The Shepherd And The Maiden Ghost” wieder und „Weiland“ bekam schließlich mit „Heimwärts“, „Waldpoesie“, „Die Schwäne im Schilf“ als auch „Das Blau-Kristallne Kämmerlein“ den Löwenanteil zugesprochen.

Und womit könnte man diese Auswahl besser abschließen als mit zwei bis dato unveröffentlichten Neukompositionen? „Der Weiher“, ein simpel arrangiertes, im Hauptthema mit traditionellen Melodieführungen spielendes Beinahe-Instrumental und das zweiminütige reine Klavierstück „Am Wolkenstieg“ machen den Abschied EMPYRIUMs noch ein bisschen schwerer und verdeutlichen ein letztes Mal ihre kompositorische Klasse.

Wem das hingegen noch nicht genug ist oder wer keine der Veröffentlichungen EMPYRIUMs sein Eigen nennen kann, dem sei die zeitgleich erscheinende und auf 500 Exemplare limitierte Box zu „A Retrospective…“ empfohlen. In einem edlen Schuber enthält sie in einem einheitlichen, dem Digibook folgenden Design nicht nur Letzteres, sondern ebenfalls alle vier Alben und als besonderen Bonus das erste und einzige Demo „…Der Wie Ein Blitz Vom Himmel fiel…“ – und wartet für 60 Euro mit einem mehr als fairen Preisleistungsverhältnis auf. „Value For Money“ eben und somit eine absolute Kaufempfehlung für alle Fans und die, die es noch werden wollen.

24.11.2006
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