Ein klangvolles „Nichts“, dieses „Nothing“, mit dem das Kopenhagener Melodic-Doom-Quintett EMPIRE DROWNS sein herbstliches Debüt gibt. Nach elf Jahren Bandbestehen zwar ein später Einstand, aber es heißt ja immer so schön: Besser spät als nie.
EMPIRE DROWNS fassen sich kurz
Ganz unbeleckt sind die Dänen dank einer bereits 2013 veröffentlichten EP namens „Bridges“ dann doch nicht. So richtig fleißig waren sie in den neun Jahren seitdem allerdings auch nicht. Mit weniger als einer halben Stunde Spiellänge ist allein die Bezeichnung „Album“ fragwürdig, aber abzüglich Intro „I Am“ und Outro „Loved“ bleiben auch nur noch vier „echte“ Songs übrig.
„Purity“ ist ein kraftvolles Stück melodischen Gothic Metals mit einem Hauch Oldschool-Attitüde, das auf eine klassische Kombi aus eingängiger Melodik mit death-doomigem Riffing sowie einem Mix aus harschen Vocals und Klargesang setzt.
Trotz schwermütiger Langsamkeit auf siebeneinhalb Minuten macht „Anesthesia“ seinem Namen glücklicherweise keine Ehre. Die atmosphärischen Keys und die hypnotische Chorus-Melodie inszenieren, untermalt von wabernden Soundeffekten, einen nebulösen, abstrakten Tag(alb)traum.
Im Titeltrack dominiert dagegen ein markantes Piano-Lead. Hier spielt die Saitenfraktion mit deutlichem 90er-Gothic-Doom-Einschlag, woraus die Band auch gar keinen Hehl macht.
„Gone“ haut im Grunde in die gleiche Melodic-Doom-Kerbe, wartet im Mittelpart aber mit ein paar extra zackigen Gitarren auf.
Solide Tonkunst mit gestalterischen Defiziten
Es ist vollkommen legitim, dass jeder Track für sich steht , aber sie ergeben leider kein konsistentes Gesamtbild. Intro und Outro verfehlen ihren Zweck von mentaler Einstimmung und harmonischem Abschluss, da sie willkürlich erscheinen und nicht richtig zum Rest passen. Unerwartet laienhaft wirken zudem die Ausklänge der Titel, was sich entweder in zu kurzen Fade-outs oder stilistisch eigenwilligen Outros äußert. Seltsam, denn eigentlich sind hier keine Anfänger am Werk.
EMPIRE DROWNS loten mit „Nothing“ keine Extreme aus – weder in puncto Härte und Tempo/Langsamkeit noch in der Stimmung. Der beworbene Hang zu älteren PARADISE LOST oder ANATHEMA ist klar erkennbar, von der auf ihrer EP noch zu sehr gewollten Nähe, insbesondere bei den Vocals, sind sie aber zum Glück abgerückt. Für ein lange überfälliges Debüt und ein Album an sich ist „Nothing“ definitiv zu kurz geraten. Doch immerhin zeigen die Dänen einen Tick mehr Eigenständigkeit als noch auf „Bridges“ – in Sachen stimmiges Gesamtpaket ist aber ohne Frage Luft nach oben.
PS: Liebhaber physischer Tonträger ohne Plattenspieler gucken übrigens in die Röhre (oder ausnahmsweise auf einschlägigen Streaming-Plattformen vorbei), denn „Nothing“ zum Anfassen gibt’s nur auf Vinyl.
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