Emperor - A Night Of Emperial Wrath - Live At WOA 2006

Review

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Es gibt Momente, die sind einfach historisch, wenn auch nur in kleinem Rahmen. Die treiben einem gestandenen Mann die Tränen in die Augen. EMPERORs kurzzeitige Reunion 2006 ist so ein Moment. Ich bin im Nachhinein sehr traurig, das nicht live miterlebt zu haben – andererseits bin ich sehr glücklich, dass die Band noch einmal kommerziell ausgeschlachtet wird, denn das beschert mir und Euch allen dieses DVD-Erlebnis: eine Nacht kaiserlichen Zorns auf dem Wacken 2006.

In der sich auf die Erde herabsenkenden Abenddämmerung erbeben die schätzungsweise 50000 Menschen vor der Mainstage des Wacken, als das Intro zum „In The Nightside Eclipse“-Album den warmen Sommerabend atmosphärisch unter den Gefrierpunkt treibt, und EMPEROR mit einem Medley aus „Into the Infinity Of Thoughts“ und „The Burning Shadows Of Silence“ durchstarten. Pyros schießen turmhohe Flammen in die Höhe, und augenblicklich explodieren alle Sinne. Wie eine Mischung aus Zeitmaschine, Dampfwalze und Narkoticum fegen Ihsahn, Samoth und Trym (verstärkt durch Basser Secthdaemon von ZYKLON und Einar Solberg von LEPROUS an den Keyboards) Klassiker um Klassiker von der Bühne. Ohne nennenswerte Ansagepausen folgen „Cosmic Keys To My Creations And Times“, „Thus Spake The Nightspirit“, „An Elegy of Icaros“ und „Curse You All Men!“, begleitet von einer sagenhaften passenden Lichtshow und vorgetragen mit einer unfassbaren Atmosphäre, Leidenschaft und Perfektion.

Dann, auf der Hälfte der 70 Minuten Spielzeit, zerschießt es mir alle Synapsen, alle Nackenhaare stellen sich auf, die Augen werden geflutet, die rationale Wahrnehmung setzt aus: EMPEROR spielen „With Strength I Burn“, mit einem so unglaublich schönen Refrain, so unheimlich und emotional gespielt und gesungen, dass man vor dem Fernseher in die Knie gehen möchte. Die Intensität, Gnadenlosigkeit und gleichzeitige majestätische Schönheit der Musik wirkt noch, nur konserviert, nach fast drei Jahren und in 2D, überwältigend direkt. Das liegt nicht nur an dem fantastischen Editing, den tollen Kameraperspektiven und dem hervorragend überarbeiteten Livesound – das liegt vor allem an der zeitlos genialen Musik.
Viele Bands mögen spitzenmäßige Instrumentalisten sein (das sind EMPEROR auf alle Fälle, trotz minimalster, aber sehr authentischer Fehlerchen), gute Entertainer vielleicht (das sind sie nur bedingt – Ihsahn ist eine leichte Nervosität in seinen kurzen und etwas kühlen Ansagen anzumerken, die aber sehr sympathisch wirkt) – aber so hervorragende Musiker, Komponisten und Arrangeure wie Ihsahn sind sie nicht. Die sich durch alle Schaffensphasen der Band ziehende Vision erhabenen, geschmackvollen Black Metals, die vor allen auf diesen Mann zurückgeht, ist so einzigartig und auch einflussreich, dass es doppelt und dreifach schade ist, diese Band viel zu früh gehen lassen zu müssen.

Bevor ich mir dieser bedauerlichen Tatsache aber wieder bewusst werden muss, gibt es noch einige Kostproben dieser fabelhaften Musik zu genießen. Nach einem Mittelteil des Sets, in dem es die Fünf fast etwas gemäßigter angehen lassen („Towards The Pantheon“, „The Majesty Of The Nightsky“ und „The Loss And Curse Of Reverence“), ist das Finale des Konzertes furios. Die Livepremiere von „In The Wordless Chamber“ ist insofern interessant, als sich zeigt: Die Spätphase der Band ist von den älteren Stücken gar nicht so weit entfernt, wie man oft glaubt. Mit homogenem Livesound sind Songs von „In The Nightside Eclipse“ und „Prometheus“ gleich intensiv und stilistisch erstaunlich ähnlich (und vergleichbar schnell!). Dann noch zwei Klassiker, „I Am The Black Wizards“ (ein letztes stürmisches Aufbäumen, Bühne und Musiker versinken in blutigem Nebel) und „Inno A Satana“ als abschließendes Statement, worum es hier ging – und die Magie verfliegt in der abgekühlten Luft dieser denkwürdigen Sommernacht. Was für eine Vorstellung.

Wenn es eine DVD gibt, die zeigt, wie intensiv, anspruchsvoll, genial, betörend, emotional und wunderschön Black Metal sein kann, ohne Klischees, ohne Kitsch und ohne Engstirnigkeit, dann ist es „A Night of Emperial Wrath“. Eine einzige Lehrstunde für jede Black-Metal-Band, eine Lehrstunde in instrumentalem Können, Bodenständigkeit und Zeitlosigkeit, und in vielen anderen Dingen. Und, nicht zuletzt, ist es ein emotionales Dokument eines einzigartigen Augenblickes, das zu Tränen rührt -viel mehr, als es eine reine Audio-CD könnte. Und darum geht es doch, nicht wahr?!

25.04.2009

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1 Kommentar zu Emperor - A Night Of Emperial Wrath - Live At WOA 2006

  1. Christian sagt:

    …dem ist nichts hinzuzufügen. eine der ganz großen Bands im Black Metal, nein, im Metal!

    10/10