Es ist 1999. Wir nehmen einen Gitarristen einer bekannten deutschen Industrial Band, mischen das Ganze mit dem Stil einer britischen, sehr viel bekannteren Gruppe und erhalten ein kommerziell geflopptes, im Alternative angesiedeltes Album namens „Host“.
Den Sänger nennen wir Richard Z. Kruspe, die deutsche Band hört auf den Namen RAMMSTEIN und die britische, sehr viel bekanntere Band nennt sich DEPECHE MODE. Und „Host“? „Host“ ist der leider gescheiterte Versuch einer Gothic Rockband, die ihre Ursprünge im Death Metal hatte und im Laufe der Zeit, wie viele Gruppen aus diesem Bereich, immer ruhiger wurde: PARADISE LOST. Doch ganz ehrlich, das Album „Host“ hat mir sogar richtig gut gefallen, während viele andere Fans der Band letztendlich den Rücken kehrten.
Na und? Was hat das alles mit EMIGRATE zu tun? Richtig, „Emigrate“ klingt wie eine schlechte Kopie von „Host“ und kommt acht Jahre zu spät. Kommerziell ausgerichteter Alternative in der vorliegenden Art und Weise ist längst überholt und auch PARADISE LOST haben sich in der Zwischenzeit wieder auf ihre besseren Tugenden besonnen.
Da mir nur eine sogn. Snippet-Promo, d.h. bis auf die beiden Songs „Wake Up“ und „Babe“, die bereits im Vorfeld vom Label selbst zum Download angeboten wurden, alle weiteren Nummern lediglich kurz angespielt werden – man beachte die unglaubliche Spielzeit von etwas über 27 Minuten – fällt es mir nicht sonderlich leicht, eine möglichst objektive Meinung kundzutun, wobei „Wake Up“ und vor allem „Babe“ sicherlich bezeichnend für die restlichen Songs sind.
Während sich Songs wie „Wake Up“ – vergleicht doch mal das letzte geshoutete „Waaake Up!“ mit dem von RAMMSTEIN’s „Mutter“ („Muuutter!“)…na, fällt euch was auf? – und „My World“ als garantiert massenkompatible Tanzflächen-Füller etablieren werden, vor allem beim jüngeren Publikum, klingen die meisten der verbleibenden Songs jedoch wie seelenlose, austauschbare Massenware, wobei vor allem die balladesken Momente des Albums neben cleanen Gitarren und einem ebensolchen, unverfremdeten Gesang – wie z.B. bei „Babe“ – nicht wirklich mitreißen, denn eine sonderlich charismatische Gesangsstimme hat Richard nun wirklich nicht.
Fazit: Die vier Uptempo-Nummern („Emigrate“, „Wake Up“, „My World“ und „This Is What“) kommen flott und tanzbar rüber, wobei sich Riff-mässig natürlich sehr nah an RAMMSTEIN orientiert wird, die übrigen Songs – vor allem die zweite Hälfte der Scheibe – bewegen sich durchweg in ruhiger, mit poppigen Hooks durchtränkter Belanglosigkeit.
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