Emergency Gate - The Nemesis Construct

Review

Galerie mit 28 Bildern: Emergency Gate - Rockharz Open Air 2013

Während „ReWake“ vor einem Jahr qualitativ noch sehr durchschnittliches Material zu bieten hatte und über Albumlänge selten zu begeistern wusste, präsentieren sich EMERGENCY GATE mit ihrem mittlerweile dritten Studioalbum komplett geläutert. Zwar lassen sich die Jungs nach wie vor keinem Stil eindeutig zuordnen, aber die Aggressivität und die – Achtung, Scheuklappenträger – elektronischen Elemente, die „The Nemesis Construct“ letzendlich veredeln, schielen eher in Richtung MetalCore als in Richtung Melodic Death Metal. Es reiht sich ein Hit an den nächsten: Die Band klingt gereift und fest entschlossen, ab sofort auch international ein Wörtchen mitzureden.

Die Songs sind auf den Punkt gespielt und überzeugen mit fetten Gitarrengrooves, elektronischen Spielereien, die sich wie ein roter Faden durch das Album ziehen, einem außergewöhnlichen Wechselspiel aus markigen Growls und abwechslungsreichem Klargesang von Sänger Matthias Kupka, der hier durchweg Glanzleistungen an den Tag legt, und extrem melodischen Refrains, die definitiv nicht kitschig klingen, aber bereits nach zwei/drei Durchläufen einfach nicht mehr aus dem Kopf zu bekommen sind.

Aufgrund der Hitdichte auf „The Nemesis Construct“ fällt es schwer, einzelne Highlights als Anspieltipps zu nennen, aber der leicht verhaltene Stampfer „An End To The Age Of Man“, der vor allem von seinem melodiösen Chorus lebt und mit einer reinrassigen Techno-Einlage überrascht, die von einem Stakkato-Riffing aufgefangen wird, bevor zum Abschluss noch einmal der Chorus gespielt wird, das mit dem wohl eingängigsten Refrain des Albums ausgestattete „Point Zero“ oder das in harmonischer Art und Weise von Härte und Melodie geprägte „Diary Of Nightmares“ sind definitiv repräsentativ für den derzeitigen Status quo von EMERGENCY GATE. Der meiner Meinung nach bisher beste Track der Band ist jedoch das düstere „Dark Side Of The Sun“, und das nicht einmal deswegen, weil man Tom Englund (EVERGREY) als Gastsänger gewinnen konnte und dieser im Duett mit Matthias völlig überzeugend und eindrucksvoll agiert, sondern weil der mit viel Elektronik gespickte Midtempo-Track Ohrwurm-Qualitäten offenbart, die mir vor Freude sprichwörtlich die Tränen in die Augen treibt.

Zu bemängeln (und deshalb auch Punktabzug) gibt es an „The Nemesis Construct“ eigentlich nur den Sound, denn der ist leider viel zu dumpf und für meinen Geschmack auch viel zu leise gemischt. Warum man hier nicht jemanden vom Format Jacob Hansen (DEADLOCK, HEAVEN SHALL BURN, MERCENARY, NEAERA) oder Tue Madsen (DARK TRANQUILLITY, MNEMIC, MOONSPELL, THE HAUNTED) beauftragt hat, die sich beide für diese Art von Musik ganz hervorragend angeboten hätten um einen richtig fetten, klaren Sound aus den hochwertigen Kompositionen herauszukitzeln, ist mir schleierhaft. Nichtsdestotrotz ist „The Nemesis Construct“ die bisher größte Überraschung des Jahres und ausnahmslos jedem zu empfehlen, der auf melodische, aggressive Härte der Marke SOILWORK oder mit Abstrichen auch IN FLAMES tierisch abgehen kann.

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24.04.2010

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