Embalming Theatre - No Grind For Old Men

Review

EMBALMING THEATRE geraten auf „No Grind For Old Men“ nicht unbedingt ins Schwafeln. Die Schweizer benötigen weniger als 20 Minuten, um dem Hörer 15 Grindcore-Klatschen um die Ohren zu hauen. Gespickt mit kleinen Samples und einem schönen Artwork von Darken Art in Anlehnung an den Film „No Country For Old Men“, hinterlassen die Eidgenossen einen netten Eindruck.

Auch wenn die Grindcore-Szene nicht der richtige Ort für Prosa ist, so haben EMBALMING THEATRE sich selbstredend Gedanken über die Inhalte ihrer Grunz-Parade gemacht. Unter jedem Songtext prangt im Booklet eine Information dazu, woher die Inspirationen zum Song kommen. „Graveyard Rampage“ handelt beispielsweise von einer jungen Frau, die sich betrunken einen Amoklauf mit einem gestohlenen Auto gönnt. Mit einer Story im Hinterkopf hören sich die Stücke auch gleich etwas anders und hat man die Intonation der Sänger Walter Pressure und Walter P. Ressure erst mal entschlüsselt, kann man sogar die Texte verstehen. Pig Squeals sucht man vergeblich, es wird sich eher in den tiefsten Tönen durch „No Grind For Old Men“ gegrowlt. Wer also auf die fiesen Schreie verzichten kann, wird mit EMBALMING THEATRE Spaß haben. Bei der Aufnahme wurde grundsätzlich darauf geachtet klar, aber dennoch fest zusammengepappt und dadurch leicht klaustrophobisch zu klingen.

„No Grind For Old Men“ basiert also nicht lediglich auf Spaß und dem Wunsch morbide angehauchten Krach zu machen, selbst wenn die Promo-Bilder und die Tatsache, dass vier der fünf Mitglieder Walter heißen, einen anderen Eindruck erwecken. Manches Schlagzeug-Blitzgewitter lässt aufhorchen, das ein oder andere Riff bringt den Kopf zum Wippen („The Swimming Foot Mystery“, „Coin Locker Baby“) – aber so richtig hängen bleibt eigentlich wenig. „No Grind For Old Men“ bietet relativ wenig Anreiz, sich häufig damit beschäftigen zu wollen. EMBALMING THEATRE lärmen bereits seit 15 Jahren und jeder Song auf dem Album steht für eines davon. Dies lässt also auf eine gewisse Daseinsberechtigung und treue Fanbase schließen. Am stärksten sind EMBALMING THEATRE, wenn sie das Tempo stark drosseln und heftig vor sich hinwalzen.

Die vier Krawalters und der Drummer von EMBALMING THEATRE haben also eine ordentliche Platte abgeliefert, zu der sich nett die Bude auf links drehen lässt. Der große Wurf oder eine Platte, an die man sich noch in 2 Jahren erinnern wird, ist „No Grind For Old Men“ definitiv nicht. Wertung trotzdem mit Tendenz nach oben.

25.01.2015
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