Elvenpath - Faith Through The Fire

Review

Originalitätspreise werden ELVENPATH in diesem Leben wohl keine mehr gewinnen. Das ist nun freilich auch gar nicht das Ansinnen der Frankfurter. Vielmehr zelebrieren sie auf ihrem neuen Album „Faith Through The Fire“ einmal mehr urtypischen Power Metal der europäischen Schule, der seine betonte Trveness glücklicherweise kein Stückchen weit ernst meint.

ELVENPATH haben BADESALZ auf „Wish“ bestellt

Für die als Intro und Outro eingesprochenen Comedy-Dialoge haben ELVENPATH offensichtlich die Mundart-Komödianten von BADESALZ auf „Wish“ bestellt. Oder doch eher MUNDSTUHL? Egal, für mich als Nicht-Hessen sind die beiden Duos sowieso ein und dieselbe Formation. Das Ergebnis erweist sich als ziemlich fremdschämiges Gebabbel, dessen besondere Leistung sich darin erschöpft, den in seiner Klischeehaftigkeit ohnehin kaum vergessensanfälligen Bandnamen innerhalb der nur 33 Sekunden langen „Overture Of Steel“ ein halbes Dutzend mal zu wiederholen. Danach kann es ja – zumindest bis zum 28-sekündigen „Epiclogue“ – eigentlich auch nur besser werden.

Und das wird es tatsächlich! Der Opener „Legend Of The White Wolf“ erweist sich als fetziger Einstieg und auch das im Intro mit stimmverfremdeten Verschwörungstheoretiker-Statements aus dem QAnon-Dunstkreis aufwartende „Satan’s Plan“ macht als ausgestreckter Zeigefinger in Richtung aller Querdenker und anderer Schwurbler durchaus Spaß. Die Musiker verstehen ihr Handwerk und haben mit Neu-Gitarristin Christina Schleicher ihr Line-Up wirkungsvoll verstärkt. Der Abwechslungsreichtum, den ELVENPATH aus einem breiten Fundus an eigentlich recht vorhersehbaren Riffs und Melodiebögen herausholen, ist bemerkenswert. So macht auch die HELLOWEEN-Gedächtnis-Attacke „All Across The Universe“ mit ihren nicht einmal zwei Minuten Spielzeit eine extrem gute Figur im bunten Reigen aus Mitsing-Hymnen und epischen Midtempo-Longtracks.

„Faith Through The Fire“ steckt voller mutiger Entscheidungen

Bevor „Faith Through The Fire“ nun aber Gefahr läuft, einen tragfähigen Spannungsbogen auszubilden, nehmen ELVENPATH mit „Ocras Agus Neart“ gerade noch rechtzeitig das Tempo raus und bannen allen Ernstes ein zweiminütiges, weder atmosphärisch noch technisch bemerkenswertes Bass-Solo als Zwischenspiel auf den Tonträger. Eine wirklich mutige Entscheidung! Mutig, aber irgendwie auch ziemlich dumm. Immerhin schließt sich mit „The Famine Years“ der erste von zwei knapp zehnminütigen Longtracks an, die ELVENPATH von ihrer Schokoladenseite zeigen. Der zweite nennt sich „Silesian Winter“ und thematisiert in ungewohnt ernster Weise den Holocaust – auch dies eine mutige Entscheidung für die sonst eher launig augenzwinkernd agierende Band, in der Umsetzung aber deutlich gelungener und überhaupt nicht dumm!

Die Geister scheiden sich indes an der Stimme von Dragutin Kremenovic. Der Frontmann agiert zwar angenehm ausdrucksstark und technisch sauber, verfügt dabei aber über ein arg knödeliges Timbre, das er durch eine mit übertriebenem Pathos geschwängerte Intonation über Gebühr in den Vordergrund singt. So sind es eben die vielen kleinen Macken in dem von Produzent Uwe Lulis mit einem kristallklarem Soundlack überzogenen Schwermetallgewand, die einerseits den besonderen Charakter von ELVENPATH ausmachen, der Band zugleich aber den Aufstieg in höhere Wertungsgefilde verwehren.

31.05.2023
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