Elvenking - The Pagan Manifesto

Review

Galerie mit 20 Bildern: Elvenking – HelmFest 2022

Ich würde es auch unter Androhung der Zwangsbeschallung mit den DORFROCKERN oder HELENE FISCHER nicht anders formulieren, aber bislang war ich immer froh, dass der Kelch namens ELVENKING an mir vorbei gegangen ist. Nun gut, jetzt hat es mich erwischt und ich fürchte mich vor garstiger Elfenmusik. Nach kurzem Check unserer Datenbank wird das Gefühl bezüglich “The Pagan Manifesto” nicht zwingend besser, kamen die Italiener bei uns bis dato nicht allzu gut weg.

Die Gründe hier liegen auf der Hand. Wer sich einen solchen Bandnamen zulegt und entsprechend tief in jedwedes Italo-Metal-Klischee eintaucht, darf nicht erwarten überall auf viel Gegenliebe zu stoßen. Hinzu kommt, dass sich ELVENKING im Laufe der Jahre, wie viele andere Bands auch, erst einmal finden und ihren Stil klar definieren mussten. Trotzdem bleibt auch auf “The Pagan Manifesto” ein fader Beigeschmack immer vorhanden. Das liegt vornehmlich daran, dass das Sextett sich noch immer in allen Klischees zuhause fühlt (man beachte die Titelliste) und ohrenscheinlich auch nicht vor hat, dem in irgendeiner Form zu entweichen. Das sei ihnen gegönnt, wenn dabei eingängige Folk-Metal-Songs wie “Black Roses For The Wicked One”, der (etwas sperrige) Opener “King Of The Elves” (inklusive Gastperformance von Amanda Somerville) oder “Moonbeam Stone Circle” heraus kommen. Hier spielen ELVENKING ihre Stärken gekonnt aus und präsentieren dem Hörer (europäischen) Power Metal, der gerne auch einmal die typischen Grenzen zum heutigen Progressive Metal überschreitet. In diesen Momenten kann die Band vollends überzeugen. Das gilt ebenfalls für die eher von Folk geprägten Stücke wie “Grandier’s Funeral Pyre” oder “The Druid Ritual Of Oak”, die auch können punkten. Zwar hört man bei letztgenanntem Track die Vorliebe der Italiener zu SKYCLAD (den völlig dreisten “Vintage Whine”-Klau übergehen wir an der Stelle), aber es gibt bei Leibe unoriginellere Bands von denen man sich inspirieren lassen könnte.

Wie dem auch sei. ELVENKING verlassen ihre gewohnten Wege nicht, haben sich kompositorisch wie spieltechnisch aber enorm gesteigert. Die Folkelemente wirken nicht mehr wie Fremdkörper innerhalb der Kompositionen und auch Sänger Damna hat gesanglich zugelegt, so dass man der Band durchaus attestieren kann mit “The Pagan Manifesto” ihr bislang reifstes Werk (abzüglich der Schönheitsfehler) vorgelegt haben. Warum nun doch keine hohe Wertung unter dem Review steht ergibt sich aus der Tatsache, dass ELVENKING ihre Kompositionen, wie oben erwähnt, noch immer mit zu viel Pathos und/oder Kitsch beladen und die Songs deshalb teilweise zu überladen wirken. Hinzu kommt, dass trotz der teilweise formidablen Melodieführung nicht jeder Song gleichmäßig ins Ohr geht, was für diese Art von Metal unerlässlich ist.

Unter dem Strich bleibt trotzdem eine anerkennenswerte musikalische Steigerung auf “The Pagan Manifesto”, das sich Fans und Genrefreunde ohne zu zögern zulegen sollten. Ob die Band darüber hinaus noch an Klientel gewinnen wird, bleibt abzuwarten. Das (theoretische) Potential dafür ist vorhanden, nur sollten ELVENKING dieses auch endlich nutzen.

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23.04.2014

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