Elvenking - Red Silent Tides

Review

ELVENKING aus Italien, bisher eher ein Garant für Mittelmäßigkeit, können es tatsächlich auch besser, wie ich bei dem neuen Werk „Red Silent Tides“ feststelle. Bei dem inzwischen sechsten Longplayer (wenn man das schwache Akoustic-Folk-Album „Two Tragedy Poets“ mitrechnet) fährt der Sechser vom Stiefel eine durchweg gutklassige und vielseitige Scheibe auf.

Mit der starken Power-Nummer „Dawnmelting“ beginnt der Reigen und zeigt die Italiener von einer unerwartet toughen Seite. Eine zugegebenermaßen gelungene Mitgröl-Melodie zieht sich durch „The Last Hour“ und erinnert mich etwas an SONATA ARCTICA. „Silence De Mort“ ist vielschichtig und mutet etwas melancholisch an. Die nächste Skandinavien-Melodic-Metal-Nummer „The Cabal“ ist ein bisschen zu kitschig, wird aber durch leichte folkige Anleihen gerettet. Das genaue Gegenteil dazu ist „Runereader“: klasse, energiereiche Up-Tempo-Passagen wechseln sich auf progressive Weise mit tiefgründig-emotionalen Folk-Parts ab. Eindeutig der beste Song des Albums. Mit „Possession“ wird es ganz gefühlvoll. Für meinen Geschmack etwas zu schwülstig, aber insgesamt eine gelungene Halbballade.
Bei „Your Heroes Are Dead“ wird das Gaspedal wieder deutlicher durchgetreten, was ELVENKING auf diesem Werk gut zu Gesicht steht. Zwischenparts mit interessanten Folkmelodien lockern den Vormarsch gelegentlich auf. Die Geige, die sich bislang dezent im Hintergrund hielt und nur zur Melodiestützung eingesetzt wurde, hat bei „Those Days“ deutlichere Anteile, was aber ganz gut zum teilemotionalen Song passt. „This Nightmare Will Never End“ hat schön Drive, der nur für das harmonische Bridge-Refrain-Konstrukt unterbrochen wird. Das fast im Melodic Rock angesiedelte „What’s Left Of Me“ hätte sich die Band gerne sparen können. Mit dem zwischen folkiger Leichtigkeit und eingängiger Melo-Power pendelndem „The Play Of The Leaves“ beenden die Italiener ihr bisher bestes Werk dann angemessen.

ELVENKING haben sich gegenüber allem, was ich bislang von ihnen gehört habe, deutlich gesteigert. Mit „Red Silent Tides“ schrammen sie sogar nur haarscharf an einer astreinen Empfehlung vorbei. Doch da sie nun offensichtlich wissen, wie man es macht, geht das nächste Mal sicherlich noch mehr.

03.09.2010
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