Elvellon - Ascending In Synergy

Review

Als ELVELLON 2018 ihr erstes Album „Until Dawn“ präsentierten, hätte kaum einer an eine Wiederbelebung des Symphonic Metal geglaubt. Nachdem das Genre mitten in den 2000er-Jahren vor allem durch Bands wie EPICA, RHAPSODY (später RHAPSODY OF FIRE) und allen voran NIGHTWISH einen raschen Aufwind erlebt hat, ging es zunächst bergab. Während viele Bands nach kurzer Zeit im Untergrund verschwanden, können vor allem letztere weiterhin mühelos größere Hallen füllen. Das Genre galt aber als fast tot und manch ein Metalhead war sicherlich auch froh darüber.

Doch die MoerserInnen um Frontfrau Nele Messerschmidt überraschten Kritiker und Fans weltweit und zeigten, dass man das Genre so schnell nicht beerdigen sollte. Mit „Until Dawn“ überzeugten sie dank frischen Ideen im Oldschool-Gewand und machten sogar den Throninhabern von NIGHTWISH Konkurrenz. Kein Wunder, dass da schnell ein Vertrag mit Napalm Records winkte.

Der Erfolg stieg dem Quintett aber nicht zu Kopf – ganze fünf Jahre haben sich ELVELLON für einen Nachfolger Zeit gelassen. Mit „Ascending In Synergy“ sind sie nun bereit, die Welt des Symphonic Metal erneut zu erobern.

ELVELLON sind entfesselt

Gleich der Opener „Unbound“ macht deutlich, dass die Vergleiche mit NIGHTWISH nicht weit hergeholt sind. Ähnlich wie die Finnen zu „Once“- oder „Oceanborn“-Zeiten kombinieren ELVELLON harte Gitarrenwände mit clever verwobenen Orchesterparts und garnieren alles mit Neles Stimmgewalt.

Die fünf Jahre, in denen ELVELLON still waren, kommen ihnen nur zugute. So gut viele Stücke auf „Until Dawn“ auch sind, handelt es sich um das typische Erstlingswerk einer jungen Band. Mit „Ascending In Synergy“ lassen die Fünf das gekonnt hinter sich und präsentieren sich äußerst professionell und routiniert. Fast so, als gehörten sie schon längst zur Speerspitze des Genres.

Ein Auf und Ab der Gefühle

ELVELLON zeigen auch, dass man nicht zwingend ein hundertköpfiges Symphonieorchester aus London und Pip Williams braucht, um hervorragenden Symphonic Metal zu kreieren. Vielmehr gehen ELVELLON die Songs mit Kopf und Leidenschaft an. Und das überträgt sich auf das Hörerlebnis: In „A Vagabond’s Heart“, „Last Of Our Kind“ und „My Forever Endeavour“ folgt man gebannt den Geschichten und geht zusammen mit Nele alle Emotionen durch.

Wie auch beim Vorgänger zeigen sich ELVELLON auf „Ascending In Synergy“ angenehm abwechslungsreich. Sind sie auf „My Forever Endeavour“ herrlich verträumt, geben sie sich mit „Ocean Of Treason“, „Into The Vortex“ und „The Aftermath Of Life“ überraschend wuchtig und episch. Erinnerungen an „Once“ werden hier wach, doch ELVELLON schaffen es, sie zu überschreiben. Anstatt bei den Vorbildern abzugucken, gehen sie ihre eigenen Wege.

Mit „The Aeon Tree“ wagen sich ELVELLON auch an einen überlangen Song heran. Das 9:29 Minuten lange Stück kommt zwar nicht an einen Meilenstein wie „Ghost Love Score“ heran, überzeugt aber auf ganzer Linie und erzeugt immer wieder Gänsehautmomente. Und mit „Epiphany Of Mine“ zücken ELVELLON nicht nur einen gelungenen Rausschmeißer, sondern gleich eines der besten Lieder des Albums.

Dank „Ascending In Synergy“ zum Genre-Thron?

Mit „Ascending In Synergy“ haben ELVELLON ihren sehr guten Vorgänger übertroffen und darüber hinaus eines der besten Alben des Genres geschaffen. Zwar muss es sich dieses Jahr mit der neuen Veröffentlichung von NIGHTWISH messen, doch „Ascending In Synergy“ sollte spielend leicht in den Bestenlisten landen.

ELVELLON beweisen, dass symphonischer Metal nicht mit Kitsch belastet sein muss. Sie zeigen, dass man dem totgeglaubten Genre durchaus neues Leben einhauchen kann – man muss es nur mit Herz und Verstand machen. Der Weg dahin ist noch weit, aber ELVELLON sind dabei, den Genre-Thron für sich einzunehmen.

 

13.05.2024
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