Ellereve - Reminiscence

Review

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Die junge süddeutsche Künstlerin ELLEREVE aka Elisa Giulia Teschner dürfte den meisten vermutlich bislang kein Begriff sein, dennoch schafft sie es bereits mit ihrem Debütalbum „Reminiscence“ auf das renommierte Label Eisenwald. Moment, Singer-Songwriter-Mucke auf einem Black-Metal-Label? Ja, das passt durchaus, denn bei ELLEREVE scheinen Dark-Pop-Ikonen wie EMMA RUTH RUNDLE oder CHELSEA WOLFE durch und auch die ein oder andere ALCEST-Scheibe könnte sich während der Entstehung von „Reminiscence“ auf dem Plattenteller gedreht haben. Kann die Platte auch in Sachen Songwriting-Qualität an die großen Vorbilder heran reichen?

ELLEREVE – Die Bässe pumpen

Mit dem Intro „Gossamer Wings“ startet das Album mysteriös, allerdings pumpt der düstere Synthesizer bereits mit viel Bass aus den Boxen. Der erste wirkliche Song „In Infinite Light“ ist deutlich zerbrechlicher, die samtweiche Stimme von ELLEREVE erinnert tatsächlich an die vorgenannten Sangesvorbilder, hat aber stellenweise auch ein wenig von BJÖRK. Die Sangesleistung, so viel sei bereits gesagt, ist letztlich auch über das ganze Album hinweg durchaus gut, hier gibt es wenig zu kritisieren.

Eine wirklich große Baustelle ist allerdings die Abmischung. Die Vocals bewegen sich zu stark im Vordergrund, sind stellenweise einfach zu laut. Der Bass, sowohl elektronisch als auch das eigentliche Instrument, klingt voll und wuchtig, während Gitarren und vor allem die Drums sämtlicher Tiefe beraubt sind. Es ist schon verwunderlich, wie man es schafft, dass eine Bassdrum kaum zu hören ist und eben sämtliche namensgebende Tieftöne vermissen lässt. Soll vielleicht so, der Grund mag sich aber nicht recht erschließen.

In Sachen Songwriting ist zwar etwas Varianz geboten, wenn auch der Großteil des Materials melancholisch, ruhig und atmosphärisch ausfällt. Immer wenn „Reminiscence“ in Richtung Post-Rock ausbricht, dann klingt die Melange recht stark nach ALCEST oder eben nach der aus dem Umfeld der Franzosen stammenden Künstlerin SYLVAINE, womit wir beim Thema Eigenständigkeit wären. Denn, hört man mal in das letzte Album der Norwegerin rein, tun sich doch einige Parallelen zu ELLEREVE auf, bzw. vermutlich eher umgekehrt. Selbst das Cover-Artwork zeigt beide Künstlerinnen nackt und nur mit dem eigenen Haar bedeckt, beide geben an damit ihre eigene Verletzlichkeit darstellen zu wollen. Ob das noch Zufall sein kann?

Auch die Lyrics sind stellenweise eine weitere Baustelle. Beispielhaft herausgegriffen sei hier der Song „The Empty Chair“. Ein abgedroschenes „I’m not sixteen anymore“ macht zwar durchaus Sinn, wenn man bedenkt, dass die Texte in Form eines Tagebuches der Protagonistin angelegt sind, sonderlich originell wird es dadurch aber trotzdem nicht. Das ebenfalls nicht besonders einfallsreiche Möchtegern-Wortspiel „I mourn in the morning“ lässt einen als Hörer dann aber doch die Stirn runzeln.

Lässt keine rechte Freude aufkommen – „Reminiscence“

Zugegeben, das war einiges an Kritik und man könnte denken, dass „Reminiscence“ ein in allen Belangen schlechtes Album ist. Das ist sicher nicht der Fall, betrachtet man das reine Songmaterial ist hier durchaus starkes dabei. Songs wie das zerbrechliche „In Infinite Light“ oder das eindringliche „Levitate“ zeigen, dass das Projekt ELLEREVE  Potential hat. Leider kann aber aufgrund des unausgeglichenen Mixes, der zu sehr auf Gesang, Elektronik und Bass setzt und dabei Gitarren und Schlagzeug wie Fremdkörper wirken lässt, nicht so recht Freude aufkommen.

Der eine oder andere mag es unfair finden, aber auch die mangelnde Eigenständigkeit muss angesprochen werden, sind die Vorbilder nicht nur überdeutlich erkennbar, sondern haben das meiste eben schon vorher in deutlich besser veröffentlicht. Fans von verträumtem Düster-Pop könnten mit „Reminiscence“ durchaus warm werden, aber unterm Strich erreicht die Platte maximal das Prädikat durchschnittlich.

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13.05.2023

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