In einem musikalischen Strudel der Düsternis sind Elend vor fünf Jahren abgetreten. Mit dem 1998 erschienenen Album „The Umbersun“ war die Trilogie des „Office des ténèbres“ abgeschlossen, das Projekt aufgelöst. Die orchestrale Kraft von Elend schien für immer verstummt. Umso größer mag die Überraschung über ein neues Elend Album sein. „Winds devouring men“ erklingt wie ein Phönix aus der Asche. Losgelöst von allem überschwänglichen Bombast, kraftvoll und doch melancholisch, selbstverbunden und trotzdem vorwärtsblickend. Das multinationale Projekt um Renaud Tschirner, Sebastian Roland und Iskandar Hasnawi knüpft also an Vergangenem an. Es ist die klassische Instrumentierung die sowohl Konstante aber auch Variante bleibt. Die kumulierte Dichte von „The Umbersun“ wird man allerdings vergebens suchen – enttäuschend für eine, erleichternd für andere. So bietet sich den Streichern nun die Möglichkeit besinnlich zu fließen oder in unheilvolle Höhen zu wachsen. In diese Bewegungen schmiegt sich ein entrückter, wehender Gesang, der ganz ohne Schreie auskommt. Unterschwelligen Schauer verbreiten zittrige Spinettklänge, brodelnde Trommeln und apokalyptische Hörner in gewandten Wechseln. Ganz in den Dienst des Ungreifbaren stellen sich auch die neuen Elemente in der Musik Elends. Elektronische Soundkollagen die direkt dem Rachen einer Maschine entsprungen scheinen schieben sich immer wieder in den Vordergrund und kollabieren letztendlich in einem klanglichen Inferno. Gerade diese Kombination aus getragener Erhabenheit und exstatischem Schwelen macht in ihrer Ausgewogenheit den Reiz von „Winds devouring men“ aus. In einer weiteren Hinsicht sind sich Elend auch treu geblieben: das zugrunde liegende Konzept erstreckt sich wiederum über drei Alben.
gerechnet habe ich damit nicht, dass elend mich noch mal so begeistern. zum teil hatten sie ihren zenit beim letzten werk "the umbersun" bereits erreicht und somit war ihre auflösung für mich keine überraschung. überraschender ist da schon die wiedervereinigung, und ganz besonders die musikalische qualität dieser wiedervereinigung. elend haben das geschafft was kaum einer ihnen zugetraut hatte und woran bereist andere grossartige künstler gescheitert sind, sie haben ihren wurzeln nicht verleugnet und sich doch neu erfunden. wobei man schlicht sagen kann, elend sind definitiv besser geworden. waren sie vorher bereits grandiose musiker und komponisten, sind sie nun noch eine weitere stufe in ihrer musikalischen laufbahn empor geschritten. selten habe ich erlebt, dass minimalistische klänge eine solche wucht besitzen und einen tief in der magengrube spürbaren bombast vermitteln. bei *winds devouring men lohnt es sich jedem noch so minimalistischen klang seine ganze aufmerksamkeit zu widmen, denn hier dient nichts der untermalung anderer instrumente, jeder sample, jede fläche hat seine eigene wertschätzung verdient und der wechsel von melancholischer ruhe zu aufbrodelnden industrial-sounds (das industrial nicht überbewerten!), die klang-technisch nicht besser hätten erzeugt werden können (da dürften selbst einige exp. techno konsorten a la autechre, aphex twin neidisch werden), ist sagenhaft gut gelungen. im mittleren teil werden mir diese industrial-anleihen etwas zu exzessiv eingesetzt, im ganzen gesehen hat dies zwar eine sehr intensive wirkung, wenn darauffolgend wieder minimalistisch, engelsgleiche melodien und gesangslinien ertönen, aber irgendwann schätze ich, wird dieser part nur noch zum überspringen etwas taugen. daher verpasst dieses werk bei mir ganz knapp die 10 p. wertung. – …lasst euch verzaubern! 9 p. – grimm
ja, ich hätts ja eigentlich wissen sollen, dass mir das teil beim ersten mal hören so überhaupt nicht gefällt. das war beim ersten lied, dass ich kannte ("Birds Of Dawn") so, das war bei jeder einzelnen CD der Officium Tenebrarum Trilogie so, und wieso sollte sich das jetzt auch ändern. und was sich auch nicht geändert hat, ist die tatsache, dass sich dieses nichtgefallen im laufe der zeit und mit jedem mal hören aufgelöst hat und in begeisterung umgeschlagen hat. so wie auch jetzt. das ganze ist ziemlich anders als vorher. erinnert mich teilweise etwas an dead can dance – auch wenn der vergleich von vorn bis hinten hinkt. elend sind nicht leichter geworden – aber die disharmonien aus "the umbersun" und die gewaltigen wände aus musik und geschrei oder das sakrale sind eher einem flair von weltmusik gewichen, wenn man das so sagen kann. ein großartiges album, höchst spannend, interessant – teilweise wunderschön, teilweise etwas verstörend. hoffnungslos. aber nicht mehr so düster wie noch die letzte CD. ich freu mich schon auf mehr.