Eleine - We Shall Remain

Review

Soundcheck Juli 2023# 6 Galerie mit 30 Bildern: Eleine - I Am Tour 2023 in Stuttgart

Die schwedischen Symphonic Metaller ELEINE gehören offenbar zu jenen Bands, die seit Jahren solide abliefern, aber dem übermächtigen Schatten der Genre-Flaggschiffe NIGHTWISH, EPICA und Co. noch nicht entfliehen konnten. Immerhin wurde mit dem Longplayer „Dancing In Hell“ (2020) die Latte recht hoch gelegt; von einem „Breakthrough“ zu sprechen, ist wohl nicht abwegig. Jedenfalls präsentiert das aus Madeleine Liljestam (Gesang), Rikard Ekberg (Gesang, Gitarre), Filip Stålberg (Bass) und Jesper Sunnhagen (Schlagzeug) bestehende Quartett nun das vierte Studioalbum, das unter dem Titel „We Shall Remain“ für Furore sorgen soll. Perspektivisch gab es mit insgesamt vier Appetizern – darunter die Hymne „We Are Legion“ – schon reichlich Anhörungsmaterial für das bevorstehende Release.

ELEINE liefern Symphonic Metal der düsteren Art

Als Mastermind der Skandinavier lässt sich Sängerin Madeleine Liljestam orten, die nicht nur Namensgeberin der 2014 ins Leben gerufenen Band ist, sondern gemeinsam mit Bandmitgründer Rikard Ekberg auch für die Lyrics verantwortlich ist. Ihre Range reicht von kraftvoller Eleganz bis hin zu zerbrechlicher Melancholie, wobei es ihr gelingt, ihren Wiedererkennungswert zu manifestieren und eben nicht nach Sharon den Adel oder Tarja zu klingen – solcherlei Heldenverehrung ist in diesem Genre ja nicht selten zu beobachten. Für die Growls, die hier und da effektvoll eingestreut werden, ist wiederum Gitarrist Rikard Ekberg zuständig, der auch die Musik der Band kreiert.

Stilistisch haben wir es mit eher unkonventionellem Symphonic Metal zu tun: Zwar kommen die symphonischen Elemente nicht zu kurz, doch auch Einflüsse des Black-, Death- und Thrash-Metals sind nicht zu leugnen. Die Lyrics sind überwiegend düster und melancholisch ausgestaltet, wobei auch ermutigende und optimistische Töne dabei sind.

Mit „We Shall Remain“ haben die Schweden nun ein zehn Stücke umfassendes Studiowerk in den Startlöchern, das dem Vorgänger „Dancing In Hell“ in nichts nachsteht. Von der Running Time von nur etwa 36 Minuten sollte man sich nicht täuschen lassen: hier geht es eindeutig um Qualität, nicht um Quantität.

Starke Songs formen ein starkes Album – so einfach ist das

Auch wenn das Album die Qualitätsdichte nicht durchgehend halten kann, ragen einige Tracks signifikant heraus. Das gilt beispielsweise für die Mitgröl-Hymne „We Are Legion“, die als Hommage an die eigene getreue Anhängerschaft zu verstehen ist. Die martialisch anmutenden Lyrics („Now paint your faces, we’re going off to war“), die Growls sowie der stampfende Beat verwandeln den Song in einen echten Neckbreaker mit Ohrwurmpotenzial – Hut ab! Der Opener „Never Forget“ weiß mit einer Melange aus Härte und Melodik zu überzeugen, während die Auskopplung „Stand By The Flame“ mit eingängigem Chorus, orientalischem Flair und einem druckvollen Riffgewitter ein weiteres Highlight offenbart. Apropos orientalisch: Der Chorus von „Through The Mist“ funktioniert nach ähnlichem Muster, was eine exzeptionelle Atmosphäre in den Song transferiert.

„Promise Of Apocalypse“ geht musikalisch als bockstarke Nummer mit gefälligen Melodiebögen durch, die widerstandslos hängenbleiben. Dabei wirkt der Gesang stellenweise so zerbrechlich und melancholisch, dass man die Sängerin am liebsten in den Arm nehmen und trösten würde. Ab 02:38 geht es dann in pure Gänsehaut über. Der Höhepunkt der Platte? Wetten werden entgegengenommen.

„Suffering“ infiltriert mit einer starken Gesangsleistung und einem melodischen Chorus umgehend die Gehörgänge. Erwähnenswert ist auch die semideutschsprachige Ballade „War Das Alles?“, die als Output einer besonders tristen Phase der Songwriter entstand. Der Titelsong – zugleich Finisher – lässt ein recht düsteres Album dann optimistisch, fast versöhnlich ausklingen. Sängerin Madeleine Liljestam läuft hier ein letztes Mal zur optima forma auf, bevor der Silberling nach 36 Minuten die Arbeit einstellt.

Ein weiteres Ausrufezeichen einer Band mit Potenzial

Getreu dem Motto „Nach dem Album ist vor dem Album“ haben ELEINE das Level des Vorgängeralbums „Dancing In Hell“ mit dem neuen Output mindestens gehalten. Das ausgegorene Songmaterial – allem voran die eingängigen Chorus-Melodien –, der lupenreine, satte Sound, der starke Gesang, die wuchtige Gitarrenarbeit und natürlich die Doublebass-Attacken, die dem Hörer ordentlich das Trommelfell versohlen, summieren sich zu einem hörenswerten Erlebnis, das nicht nur bei Anhängern des klassischen Symphonic Metals als Empfehlung auf den Einkaufszettel gehört. Zweifelsohne hat die Band bestätigt, dass mit ihr nach wie vor zu rechnen ist.

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06.07.2023

Redakteur | Schwerpunkte: Classic Metal, Female Fronted Metal, Hard Rock

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13 Kommentare zu Eleine - We Shall Remain

  1. nili68 sagt:

    Naja, da steht ja nicht nur Death Metal und etwas Geschredde und Growls sind ja dabei. Klar, für Cannibal Corpse-Fans ist das natürlich (glücklicherweise) nichts.
    Mir gefällt’s eigentlich ziemlich gut, aber ich bin ja auch nicht mehr so true.. jedenfalls nicht ausschließlich. 😀 Für das Lied zumindest finde ich 8 Punkte okay.

  2. doktor von pain sagt:

    Für mich klingt’s auch ganz okay, wobei ich ein anderes Lied von dem Album als das verlinkte gehört habe. Und ja, da sind zumindest Death-Metal-Versatzszücke drin.

  3. Watu sagt:

    In der Übersicht steht nur Death Metal, das ist der einzige Hinweis den man dort sieht. Bisher wurde es meiner Meinung nach immer so gehandhabt, dass diese Information in der Übersicht die grobe Hauptrichtung der Musik wiedergibt. Death Metal ist da völlig irreführend.

  4. doktor von pain sagt:

    Keine Ahnung, welche Seitenansicht du hast (vielleicht ist das beim Smartphone anders, ich benutze einen PC), aber ich sehe da unter „Stile“: „Death Metal, Symphonic Metal, Thrash Metal“.

  5. Watu sagt:

    Geh einfach direkt auf die Metal.de Hauptseite. Dann siehst Du unter NEUE REVIEWS die ganzen neuen Alben Cover in der Horizontalen aufgeführt. Über jedem Album Cover steht in orangener Farbe hinterlegt die Hauptausrichtung des Albums. Da steht bei Eleine nur „Death Metal“ und sollte meiner Meinung nach die Hauptausrichtung des Albums wiedergeben.

  6. nili68 sagt:

    Naja, aber so werden vielleicht Death Metaller angelockt auch mal vernünftige Musik zu hören. Manche muss man halt zu ihrem Glück clickbaiten oder so.. 😀

  7. Watu sagt:

    @nili68: Das NB Gen schimmert aber ganz deutlich bei Dir durch!! Schon beworben?? :)))

  8. doktor von pain sagt:

    Bei der Review-Übersicht steht bei mir auch „„Death Metal, Symphonic Metal, Thrash Metal“. Vielleicht wurde das geändert, keine Ahnung. Ist ja auch nicht so wichtig.

  9. Watu sagt:

    Das würde rein vom Platz her eigentlich gar nicht über dem kleinen Album Cover passen, diese ganzen Stilrichtungen dort aufzuführen. Deswegen bin ich mir nicht sicher, ob wir tatsächlich das Gleiche meinen

    Zumindest bei mir wir über jedem Album Cover immer nur eine Stilbezeichnung angezeigt, vermutlich immer der erste in der Liste aufgeführte. Daher wär hier vermutlich Symphonic Metal an erster Stelle aufzulisten, dann passt es auch. Zumindest bei den Leuten, die die gleiche Ansicht haben wie ich.

  10. nili68 sagt:

    Wenn’s nach Watu geht, müsste da vermutlich „Pop“ stehen. 😀

  11. nili68 sagt:

    Würde mehr „Sinn“ machen, wenn Watu nicht schneller gewesen wäre.. *hmpf* 😀

  12. Watu sagt:

    Hey, es gibt richtig gute Pop Musik!
    Róisín Murphy, Goldfrapp, Jazzanova etc., supertolle Künstler. :))