Electrocution - Psychonolatry

Review

Tech Death hat ja oft so ein bisschen das Problem, dass man zwar die Fertigkeiten der einzelnen Musiker bewundernd anerkennt, sich mit den Songs selber allerdings schwer tut. Da fehlen einem dann irgendwie oft die markanten Momente, die ganz einfach hängen bleiben. ELECTROCUTION jedoch sind zumindest stets bemüht, dem Hörer genau diese Faktoren zu liefern. Das gelingt den Herren auf „Psychonolatry“ zwar nicht durchgängig, aber dennoch recht oft.

ELECTROCUTION mit frickliger aber angenehmer Nervosität

In den fünf Jahren seit der letzten Scheibe „Metaphysincarnation“ hat sich scheinbar so einiges an Ideen angesammelt, und die müssen nun natürlich dringend raus. Auch auf „Psychonolatry“ gibt es frickligen technischen Death Metal zu begutachten, der des Öfteren ziemlich nervös wirkt. Das ist natürlich keinesfalls ungewöhnlich in diesem Genre, aber ELECTROCUTION schaffen es irgendwie, dass diese Hektik über weite Strecken sogar mitreißend wirkt. Und das das Ganze handwerklich gut gemacht ist, sollte sich bei dieser Art von Mucke eigentlich von selber verstehen, ist aber leider nicht selbstverständlich. Die Italiener schreiben dankenswerter Weise sogar richtige Songs und zeigen eben nicht nur, was jeder einzelne Musiker technisch so drauf hat.

ELECTROCUTION wählen ab und zu auch mal einen Auftakt, bei dem sie dezent oder sogar deutlich auf die Bremse treten. Beispiele hierfür wären „Hallucinatory Breed“ oder aber das sich anfangs regelrecht dahinschleppende „Bulâggna“. Aber in aller Regel ziehen die Herren die Zügel stets wieder an. Und es sind vor allem die melodischen Parts, die immer wieder zu gefallen wissen. Außerdem bleiben die Songstrukturen meist klar nachvollziehbar, das erleichtert in jedem Fall das Hörvergnügen. Als leichte Referenz fallen einem immer mal wieder PESTILENCE ein, und natürlich gelegentlich auch Kapellen wie ATHEIST. Doch ELECTROCUTION sind oft wesentlich wütender unterwegs, nachzuhören z.B. beim Kracher „Warped“. Gerade hier lassen einen die vielen abrupten Wendungen kaum zur Ruhe kommen und fordern einen immer wieder aufs Neue. Aber genau so etwas erwartet bzw. verlangt man ja bei dieser Art von Mucke.

Fordernd und belohnend zugleich

Doch obwohl ELECTROCUTION durchaus überzeugen können, wären noch mehr dieser markanten Parts für meinen Geschmack absolut nicht zu verachten. Oder muss man diese kleinen Erlebnisse manchmal ganz einfach nur suchen wieder der Taucher die Perlen? Gut möglich, denn es gibt sie ja immer wieder, beispielsweise in „Misanthropic Carnage“. Oder aber man nehme „Divine Retribution“. Feine Melodien und Harmonien garnieren diesen Song und machen ihn zu einem Highlight. Hier gelingt den Italienern der Spagat zwischen Verschachtelung und Geradlinigkeit vielleicht am besten.

Generell wird die Scheibe gegen Ende etwas zugänglicher. Das kann aber natürlich auch daran liegen, dass man sich einfach nur mehr und mehr mit der Mucke akklimatisiert. Für den Durchschnitts-Deather ist „Psychonolatry“ ganz sicher nichts für den täglichen Bedarf, aber wohl dosiert ab und zu mal durchaus zu empfehlen. ELECTROCUTION lassen dir keine Ruhe, von wegen kurz durchschnaufen, kaum eine Chance, also konzentrieren und irgendwie dranbleiben. Es lohnt sich.

24.02.2019
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