Electric Mary - III
Heiko Eschenbach 
Die Nordiren THE ANSWER haben ihren Status neben den guten Songs sicherlich der Tatsache zu verdanken, dass die australische Legende AC/DC sie mit ihrem frommen Segen geweiht hat und in ihrem Vorprogramm auftreten ließ. Da ist es zumindest ein klein wenig erstaunlich, dass eine Band wie ELECTRIC MARY, die den vermeintlichen Vorteil hat, Landsleute von Angus Young und Co. zu sein, ein vergleichsweise wenig beachtetes Dasein fristet. Der Stil der Band ist durchaus mit dem von Nordirlands Exportschlager zu vergleichen, allerdings klingen ELECTRIC MARY auf ihrem mittlerweile dritten Album sogar noch einen ganzen Tacken frischer und unverbrauchter. Angesichts des hervorragenden Songmaterials ist der Status der Band einerseits zu bedauern, wer weiß allerdings, ob “III“ die gleichen Qualitäten hätte, wäre die Band schon durch die Hölle der großen Bühnen gejagt worden.
Im Gegensatz zur genannten Referenzband haben ELECTRIC MARY nicht einen, sondern zwei Gitarristen, was sich besonders bei den immer perfekt sitzenden Soloparts bemerkbar macht, bei denen sie keine Kompromisse machen müssen. Das Rhythmus-Fundament ist zu jedem Zeitpunkt sattelfest. Beeinflusst wurde die Band von verschiedenen, zeitlosen Rock-Institutionen, der unvermeidliche Early-Zeppelin-Vibe ist genauso zu vernehmen wie gewaltig groovende Stoner-Riffs, oder der ein oder andere Ausflug ins Alternative-Lager. Die Melodien und hochwertigen Kompositionen sorgen zudem dafür, dass die Scheibe nicht als lahmer Aufguss von altbekannten Mustern erscheint, sondern als wertiger, mitreißender Release. Es gibt tatsächlich eine ganze Reihe kompositorischer Highlights, je nach Geschmack wird wohl jeder Rockfan andere Favoriten in dem durchweg erstklassigen Material ausfindig machen. Mir persönlich gefällt besonders der groovige Stoner-Rocker “Lies“ mit seinem mächtig coolen Bad-Guy-Vibe oder das nicht minder nach vorne peitschede “Bone On Bone“, wo man noch am ehesten nach einer produktionstechnisch modernen Version des bleiernen Zeppelins klingt.
ELECTRIC MARYs drittes Album ist, kurz gesagt, ein reifes, ansprechendes Rockalbum geworden, das eure Aufmerksamkeit verdient.
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