Electric Boys - Grand Explosivos
Eckart Maronde
Die zugegebenermaßen nicht mehr ganz so jugendlichen ELECTRIC BOYS setzen auf ihrem neuen Album „Grand Explosivos“ ganz auf ihre geballte Erfahrung. Das betrifft nicht nur den rockigen Stilmix, der sich hauptsächlich aus den Siebzigern und Achtzigern speist (und Anfang der Neunziger als funky Gemengelage selbst mal der heißeste Scheiß war), sondern auch die textliche Komponente: „When life treats you funky / kick it back with some funky Rock’n’Roll“ heißt es beispielsweise im Opener – egal wie das Leben gerade läuft, wir wissen genau, was die beste Medizin ist.
Die ELECTRIC BOYS setzen auf ihre geballte Erfahrung
Und ja: Der gleichermaßen funkige wie stampfende Song zeigt sehr anschaulich, womit der Schweden-Vierer seine Zuhörer packt: Während man nämlich mit den Hüften wackelnd auf die Tanzfläche stürmt, klatscht man schon unweigerlich in die Hände, grölt den eingängigen Refrain mit und grinst sich in die Backen, wenn kurz „Hey Jude“ von den BEATLES angestimmt wird.
Die Zutaten sind also keineswegs neu, die lyrischen Weisheiten nicht allzu abgehoben. Sänger Conny Bloom philosophiert beispielsweise über den Song „Domestic Blitz“: „Kennt ihr dieses Gefühl, wenn ihr dafür sterben würdet, um aus dem Haus zu kommen, ein paar eiskalte Biere zu trinken und lauten Rock’n’Roll zu hören?“ Aber klar doch. Und deshalb kann man über den recht flachen Wortwitz in „Better Safe Than Sober“ trotzdem lachen.
Viel wichtiger: Man freut sich darüber, wie vielseitig die ELECTRIC BOYS zu Werke gehen. Da gibt es punkige Rocker (wie die beiden gerade genannten Songs), da gibt es LED ZEPPELIN-inspirierte Stücke vom Schlage „And The Band Played On – Part 1“, bei dem auch ein Banjo angestimmt wird, da gibt es mit „I’ve Got A Feeling“ ein melancholisch angehauchtes Midtempo-Stück, bei dem der Sänger seine Stimme in bester Dark-Rock-Manier in den Keller schickt. Ein wenig „Runaway“-Feeling verbreitet wiederum „Missed Her By A Minute“. Und „Cozmic Jagger“ weist mit seinem stampfenden Rhythmus direkt auf‘s Tanzparkett.
„Grand Explosivos“ weist direkt auf‘s Tanzparkett
Darüber vergessen die ELECTRIC BOYS aber nie Eingängigkeit – und dass zu einem guten Song immer ein toller Refrain gehört, wie sie nicht zuletzt bei „Karma’s Gonna Get You“ beweisen. Das Album verharrt also lediglich zutaten- und soundtechnisch in der Vergangenheit, während sich der Inhalt angenehm zeitlos gibt. Kurzum: Wenn Ihr ein richtig gutes Rockalbum hören wollt, checkt einfach mal „Grand Explosivos“ an.
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