Elder - Omens

Review

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„Reflections Of A Floating World“ war für ELDER so etwas wie ein Durchbruch. Trotz enormen Songlängen haben es die US-Amerikaner geschafft, ihren Sound irgendwo zwischen Stoner, Psychedelic und Prog-Versatzstücken zugänglich und organisch fließend zu gestalten. Das ging ein bisschen zu Lasten der Kernigkeit, aber das Opfer hat sich rückblickend schon ausgezahlt. Nun folgt nach der „Gold & Silver Sessions“-EP, auf der die Band einen improvisierten Ansatz ihrer Musik präsentiert haben, das neue Album „Omens“, bei dem gleich die Frage im Raum steht: Wird die Band hierauf ihren „Reflections“- oder ihren „Sessions“-Sound ausbauen? Oder beide sogar zusammenführen?

„Omens“ ist „Reflections In Silver & Gold“

„Omens“führt tatsächlich den „Reflections“-Sound mit der jamfreudigen Natur der „Sessions“ zusammen. Damit entfernen sie sich noch weiter vom „Reflections“-Vorgänger „Lore“, um mit „Omens“ ihr nächstes, musikalisches Kapitel aufzuschlagen bzw. weiter zu schreiben. Was dahinter steckt? Der Sound geht in eine sehr luftige Richtung, voller verträumter Arpeggios und eleganter Licks, welche die Bostoner sich gefühlt aus dem Ärmel schütteln. Damit einhergehend haben sie auch die Dichte an Melodien um ein Vielfaches erhöht, während die Produktion die Konturen deutlich weicher zeichnet. „Omens“ hat also einen noch leichtfüßigeren Charakter als sein Vollzeitvorgänger, der dem kernigen Rock der Band ja schon einiges an Schwere genommen hat.

Hier wird die Sache aber auch langsam problematisch. Elegante Riffs und sanfte Produktion sind schön und gut, aber sie allein ersetzen keine Ankerpunkte, an denen der Hörer hängen bleiben kann. Das fehlt „Omens“ für den Großteil seiner Spielzeit. Und dadurch fehlt dem Material mit einer Ausnahme auch jeglicher Zwang, um sich dem Hörer irgendwie aufzudrängen. Die Ausnahme: Der offensivste Track, „Embers“, überwindet dieses Hindernis gekonnt mit seiner Spritzigkeit und lebhaften Gesangslinien. Damit ist „Embers“ der einzige Song auf weiter Flur, der dauerhaft im Ohr haften bleibt. Der Rausschmeißer „One Light Retreating“ kommt noch am nächsten mit seinen Ansätzen. Das hilft aber wenig, wenn der Song so klingt, als wären PEARL JAM mitten in der Session eingeschlafen.

Doch ELDER verlieren sich zu leicht in beliebigem Gefrickel

Ansonsten fällt der Rest des Albums mehr so in die Kategorie „nett“, sprich: die Art von Hintergrundbeschallung, die niemanden wehtut, bei der man aber auch relativ zügig abschaltet. ELDER verpassen es also, ihre Hörer mit „Omens“ fernab von „Embers“ irgendwie abzuholen. Was sie bieten, ist im wesentlichen eine angenehm hörbare Jamsession, um die herum lose in sich geschlossene Tracks gebaut worden sind. Und obwohl die technischen Künste hinter den Gitarren außer Frage stehen, mäandriert das Album zumeist etwas beliebig durch die Gegend mit Solo-Passagen, die viel zu monoton sind und deren musikalisches Gerüst viel zu wenig variiert wird. Der schwachbrüstige Gesang verhindert auch nicht, dass die Spannungskurve mehr einer nahezu horizontalen Geraden gleicht.

Man hätte die Songs locker um die Hälfte kürzen können und hätte nichts dabei verloren. Oder besser: Man hätte die Musik einfach kräftiger pfeffern können. Vielleicht wären kürzere, prägnantere Songs hier besser gewesen, um die Spannung herzustellen, vielleicht hätte den US-Amerikanern aber auch etwas mehr Aufregung im Sound gut getan. ELDER waren ja sowieso nie große Prog-Symphoniker und über kurz oder lang musste sich ihr Hang zur Überlänge einfach rächen. Vielleicht lernen sie ja daraus. Fürs Erste bleibt „Omens“ jedoch eine enttäuschende Angelegenheit mit nur einem wirklich gelungenem Song. Der Rest ist nett gemeinte und gut umgesetzte Einöde, die man wirklich nur als Gitarrenguru mit wenig Anspruch an Songwriting durchweg genießen kann.

Im Übrigen haben COOGANS BLUFF, die abgesehen vom Saxofon durchaus vergleichbar klingen, zu Beginn des Jahres gezeigt, wie viel Musikalität man in kurze, knackige Songs reinstopfen kann. Vielleicht sollten sich ELDER hieran mal ein Beispiel nehmen…

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17.04.2020

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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