Elder - Innate Passage

Review

ELDER erschaffen seit fünfzehn Jahren ausgefeilte Klangwelten. „Innate Passage“ ist das sechste Album dieser erfahrenen Prog-Rock-Band hinter Frontmann Nick DiSalvo und besticht erneut mit durchdachten Arrangements sowie einer verblüffenden Leichtigkeit.

Der noch etwas rohe Sound der Anfangstage ist einer klaren Produktion gewichen, die sanft und flächig die Musik transportiert. Wo es selbst auf dem zwei Jahre alten Vorgänger „Omens“ noch vereinzelt etwas knarzte, klingt der neue Langspieler glattpoliert und klar.

Die Passage durch eine phantastische Welt

Dies passt zum Anspruch der Band, die Musik trotz der verschachtelten Songs möglichst zugänglich zu halten. „Das Album kanalisiert die surreale Welt, in der wir leben von einem phantastischen Blickwinkel aus“, erklärt DiSalvo. „Wie wir dies individuell verarbeiten, welche Version der Realität wir wählen, bestimmen wir selbst.“

Das Material, das ELDER auf „Innate Passage“ präsentieren, bietet die dafür nötige Vielfalt. Mal bodenständig rockig riffend, mal verträumt frickelnd, manchmal auch beides gleichzeitig vollführend, bietet der Langspieler viele Ansatzpunkte, von denen aus ein Zugang zur Musik gewonnen werden kann.

ELDER bieten unaufdringliches Gefrickel

Ganz selten ist das „beliebige Gefrickel“ zu entdecken, wie es Kollege Klaas im Review zum Vorgänger „Omens“ attestierte. Nicht von der Hand zu weisen ist allerdings, dass ELDER sich häufig in ihren eigenen Songs zu verlieren scheinen.

Zwar findet die Band immer wieder den Weg zurück zum Song und kommt stets auf den Punkt, aber stellenweise verlieren sich die Musiker dann doch im entrückten Spiel. Da bleibt auch weiterhin festhalten, was auf diesen Seiten zu „Omens“ gesagt wurde: kürzer und knackiger wäre mitunter die bessere Variante.

Auf diesem Album werden keine Grenzen gesprengt und es wird auch nicht mit Traditionen gebrochen. Dazu ist „Innate Passage“ zu sehr im Bekannten verhaftet. Vielmehr handelt es sich um nach Perfektion strebende Handwerkskunst, bedacht zusammengesetzt und sauber verfugt. Auch wenn ELDER das Publikum zur gemeinsamen Realitätsflucht einladen, wollen sie es doch vor allem mit einer entspannenden Verträumtheit einfangen.

„Innate Passage“ ist ein tadelloser Musik-Trip

Das gelingt ELDER wirklich hervorragend. Seit den ersten Veröffentlichungen ist der Weg der Band um Nick DiSalvo hin zu einer unaufdringlichen, aber faszinierenden Klangwelt nachzuvollziehen. Das Händchen für effizient fesselnde Melodien und epische Songstrukturen war dabei stets zu erkennen.

Wo anfangs die Produktion nicht angemessen war und zuletzt die Kompositionen nicht ganz überzeugen konnten, findet sich auf „Innate Passage“ hingegen ein tadelloser Musik-Trip. Zwar fehlt es neben dem Tadel auch an Gelegenheiten für außergewöhnliches Lob, im Gesamtbild kann das Album jedoch überzeugen und sollte vor allem von Leuten testgehört werden, denen das offensive Gefrickel und Experimentieren der Mitbewerbenden zu anstrengend ist.

12.01.2023
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