El Caco - Uncelebration

Review

Wüstenrock aus Norwegen. EL CACO aus Lillestrøm liefern im Rahmen ihres mittlerweile 25 Jahre andauernden Bestehens genau das. Dabei ist es schon ein bisschen merkwürdig, dass es die Band trotz ihrer Ausdauer nie so richtig geschafft hat, aus dem Schatten der Kakteen und hinein ins sonnige Rampenlicht zu springen. Durchforstet man die bei uns hinterlegten Reviews, so scheint der Grund dafür immer dieses berühmte, letzte Etwas an Genialität zu sein, dass den Norwegern oftmals fehlt, um wirklich vollends zu begeistern. Die geschätzte Vorrednerin attestierte beispielsweise dem Vorgänger „7“ des hier zu besprechenden, neuen Albums „Uncelebration“ das Fehlen von Seele. Was auf dem Papier abstrakt anmutet, ist tatsächlich eine Herausforderung, mit der viele Veröffentlichungen des Stoner Rock zu kämpfen haben.

EL CACO und der achte Streich – ist das endlich der große Wurf?

Will sagen, dass gediegener Stoner Rock nur allzu anfällig für Formelhaftigkeit, Gleichklang und Wiederholungen ist. Können die Norweger auf „Uncelebration“ dieser inhärenten Stagnation entgegenwirken? Diese Frage lässt sich anno 2023 glücklicherweise bejahen, wobei man der Fairness halber sagen muss, dass das Trio keinen reinrassigen Wüstenrock spielt, sondern diesen mit Elementen von Alternative und Hard Rock aufpeppt. Aber die rockende Lässigkeit nimmt dann doch den Löwenanteil im Sound ein, was die Katalogisierung angeht. Dennoch präsentiert man sich auf „Uncelebration“ ziemlich abwechslungs- und facettenreich, wobei der Sound der Norweger durchweg wiedererkennbar bleibt und keine aus der Luft gegriffenen Experimente unternommen werden.

EL CACO klingen meist recht konventionell aber effektiv in dem, was sie tun. Die Stimme von Bassist Øyvind Osa ist eher im oberen Register angesiedelt und gemahnt in seinen cleaneren Passagen teilweise an Brian Molko oder Aydo Abay. Aber die richtig starken Momente sind jene, in denen er diese sahnigen Hooks inbrünstig und mit sich selbst multipliziert landet, die sich im Handumdrehen in die Hirnwindungen fräsen. Das kann man direkt im eröffnenden „The Taste Of Wine“ in Aktion beobachten. Der Song beginnt recht unscheinbar wie irgendein 08/15-Stoner Rocker, entwickelt sich aber rasch zu einer BLACKMAIL-meets-MOTORJESUS-Hymne, welche die müden Knochen der Hörerschaft spätestens zu besagter Hook aus dem Sessel katapultiert. Der ratternde, mit einem Hauch Melancholie versehene Rock lässt angemessen Gummi auf dem Asphalt und die soulig intonierten Vocals erledigen den Rest.

Die Norweger legen eine souveräne Darbietung hin, aber vergeigen ihren Abgang

Direkt im Anschluss wechseln EL CACO mit „All In Favor“ und „The Contortionist“ aber den Modus. Speziell letztgenannter Track geht eher auf atmosphärische Tuchfühlung dank ominösen Summgesängen und Licks, was alles wieder in einer eindrucksvollen, nun deutlicher von Melancholie gezeichneten Hook aufgelöst wird. Wer es lieber konventioneller, aber nicht minder Hook-lastig mag, wird mit „Pockets“ bedient, das den Grat zwischen Alternative und klassischem Hard Rock ziemlich souverän wandelt. „Oxygen Loss“ deutet einige polyrhythmische Riffs an, aber es ist nichts zu Kompliziertes und es überwiegt ohnehin der diesmal deutlich Alternative-lastigere Sound der Norweger. Auf der anderen Seite atmet „Losing It All“ fast ein bisschen klassischen Rock n‘ Roll mit leichten ZZ TOP-Anklängen.

Eigentlich kann man „Uncelebration“ größtenteils Vollzug attestieren. Wo sich die Norweger eigentlich nur vergreifen, ist im klebrigen Rausschmeißer „In Pieces“, der in schlimmstmöglicher Manier an HOOBASTANK denken lässt. Den Song hätten sie sich wirklich schenken können. Ist die Nummer aber ein Dealbreaker angesichts einer ansonsten recht souveränen, abwechslungsreichen Trackliste? Glücklicherweise nein, aber es ist eben doch ein Rohrkrepierer, den man hier hinnehmen muss und der den ansonsten rundum positiven Gesamteindruck von „Uncelebration“ empfindlich ansäuert. Die Trackliste hätte davon profitiert, wenn man diesen nutzlosen Track rausgeschmissen hätte. Dann wären immer noch knapp 39 Minuten guten Rocks übrig geblieben. Naja, zum Glück lässt sich der Ausrutscher am Ende der Trackliste etwas leichter ignorieren …

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16.09.2023

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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