Eisregen - Todestage

Review

Galerie mit 22 Bildern: Eisregen - Grenzgang Tour 2023 in Frankfurt

Was habe ich damals, in meiner stark von Horror- und Splatterfilmen beeinflussten Jugend, die Thüringer Schlachthaus-Experten EISREGEN abgefeiert. Die extremen, gut verständlichen und deutschsprachigen Guts’n’Gore-Texte, die vielen Referenzen zu diversen Splatterklassikern und nicht zuletzt die Tatsache, dass diverse Alben auf die Einkaufsliste namens Index gewandert sind, das hat halt damals einfach einen Nerv getroffen. Und obwohl ich auch heute noch gerne mal einen Film von Fulci oder D’Amato einlege, bin ich wohl in den vergangenen (fast) zehn Jahren zwischen „Wundwasser“ und „Todestage“ aus EISREGEN „herausgewachsen“.

Allerdings, und das verdeutlicht das mittlerweile zehnte Full-Length-Album der Band noch ein Stückchen stärker als seine Vorgänger, geben sich Herr Roth und seine Mitstreiter auch nicht mehr ganz so viel Mühe, der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien ans Bein zu pissen. Ist man am Ende doch eingeknickt und harmlos(er) geworden?

Die Betonung sollte hier natürlich auf dem Komparativ liegen, denn Freunden gutbürgerlicher Kost wird auch „Todestage“ kräftig auf den Magen schlagen, zumal EISREGEN rein musikalisch wieder ein Stückchen düsterer und extremer geworden sind: Black-Metal-Riffing in „Höllenfahrt“, todesmetallische Ausflüge und auch sonst geht’s gefühlt wieder etwas heftiger zu als noch auf den direkten Vorgängern. Nur war es bei EISREGEN schon immer so, dass sie keine musikalischen Innovatoren oder Genies waren, und so klingt eben vieles auf „Todestage“ – auch in den willkommenen extremeren Ausflügen – altbekannt und weder besonders griffig noch spannend. Klar, schlecht ist das nicht, aber es ist auch ein bisschen überflüssig. Zumal die Texte von Sänger Michael Roth anno 2013 zwar ein bisschen vielschichtiger und hintersinniger provozieren als früher, aber damit eben auch ein wenig das Ungeschliffene vermissen lassen: kaltes Arthouse-Geschlachte statt charmantem B-Splatter, um nochmal den Filmvergleich zu bemühen.

So ist „Todestage“ insofern ganz nett, als dass es ein bisschen härter zur Sache geht. Aber das ändert eben nichts an der Tatsache, dass EISREGEN musikalisch nicht wirklich ergiebig und lyrisch nicht mehr so charmant wie früher sind. Vielleicht bin ich mittlerweile auch einfach der Falsche für eine EISREGEN-Rezension – Fans der Band können also sicherlich trotzdem mal reinhören.

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20.11.2013

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2 Kommentare zu Eisregen - Todestage

  1. Werner sagt:

    nettes Review-ich war früher auch begeistert von dieser Band doch leider hat die Band sich nicht wirklich weiterentwickelt.Man hat alles schon mal gehört und spätestens wenn man alle Texte einer neuen CD von ER mal kennt ist diese auch schon wieder langweilig.

    3/10

  2. Nachtgeburt sagt:

    Jedes Album hat seinen eigenen Charme, daher kann ich die Meinung, dass alles irgendwie altbacken und bekannt klingt, nicht teilen. Andere Death Metal Kapellen knüppeln sich seit Jahren durch ein Muster ohne große Abwechslungen und werden dafür Jahr für Jahr abgefeiert.

    Lyrisch sind sie zwar wirklich nicht mehr so stark wie zu alten Tagen, musikalisch wissen sie aber jedes mal zu überraschen. So finden sich auch hier einige Tracks, die direkt ins Ohr gehen und großen Spaß machen („Todestag“, „DSDSL“, „Seele mein“). Besonders hervorzuheben sind aber der saustarke Opener „Waldgott“ und das eher ruhigere „Oststern am Narbenhimmel“, welchem die Violine eine ganz besondere Note verleiht. Die „Krebskolonie“ bleibt aber dennoch unangefochten.

    Und zum Thema Bundesprüfstelle: immerhin musste der Release der Platte verschoben, ein Lied vom Album genommen und das Cover geändert werden (auch, wenn der Vorgang mehr als nur übertrieben war).

    Insgesamt würde ich dem Album 7-8 Punkte geben.