Eisregen / Goatfuneral - Bitterböse

Review

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Dass EISREGEN und GOATFUNERAL besetzungsidentisch ist, war nicht immer klar. So vermeldete der mittlerweile ausgeschiedene Kollege Stephan in seinem Review zum GOATFUNERAL-Debüt „Bastion Lucifer“ noch: „Als Gastmusiker konnte man Allen B.K. für die Batterie und M. Roth (EISREGEN, PANZERKREUTZ) als Sänger für 2 Songs klar machen. Letzterer wäre zwar nicht zwingend nötig gewesen, da Sänger Blutsteyn eine immens raue, charismatische Stimme hat, eine kleine Bereicherung ist es aber trotzdem.“ Gratulation an dieser Stelle an M. Roth, dem einzigen Sänger, der von sich selbst ausgestochen werden kann.

Für „Bitterböse“ gingen Yantit und Roth nun den Weg, ein Split-Album mit sich selber zu machen, so ist es das 15. Studioalbum von EISREGEN und das zweite GOATFUNERAL-Album, was zudem die ersten neuen Songs der Black-Metal-Inkarnation der beiden Herren seit dem 2016er-Compilationbeitrag „Luzifer spricht“ darstellt.

EISREGEN – gewohnt bitterböse

„Leblos“ der Hauptband des Thüringer Duos ist hingegen erst ziemlich genau ein Jahr alt und der Weg, den sie auf den vergangenen Alben eingeschlagen haben, führen sie auf „Bitterböse“ weiterhin fort. Aber EISREGEN waren schon immer eine Band, welche entweder gehasst oder geliebt wurde und – Spoiler – das wird sich mit diesem Werk nicht ändern.

„Bitterböse“ trümmert fröhlich drauflos. Wer insbesondere die letzten beiden Werke intensiv gehört hat, wird sich hier direkt zuhause fühlen. Zum Albumtitel passend singt Blutkehle weiterhin nicht über Sonnenschein und Blümchen, sogar auf den mittlerweile fast obligatorischen Spaßtrack wurde verzichtet. Wenn er allerdings in „Ein Pfund Fleisch“ kritisiert, dass der bemitleidenswerte Protagonist sich statt der geforderten 500 Gramm Fleisch lediglich 480 Gramm herausgeschnitten hat, dann ist einem klar, dass hier mit dem bekannten Augenzwinkern gearbeitet wird, welches den morbiden Humor der Band ausmacht.

„Bitterböse“ hätte auch als EP funktioniert

Egal ob EISREGEN nun noch fünf weitere Songs komponiert hätten und „Bitterböse“ ohne ihr Alter Ego erschienen wäre, oder sie eine alleinstehende EP daraus gemacht hätten, es würde so oder so alles passen. Das Niveau der bisher letzten, großen Glanztat „Marschmusik“ wird zwar nicht erreicht, aber wie die Tambach-Dietharzer nach über 25 Jahren und 15 Alben immer noch ihr Pulver nicht verschossen haben, ist in jedem Falle zu honorieren. Zudem sind sie eine der wenige Extreme-Metal-Bands, deren deutsche Texte nicht gezwungen wirken.

GOATFUNERAL, der kleine, englischsprachige, asoziale Bruder

EISREGENs Nebenprojekte haben, mal abgesehen von EWIGHEIM, oft ein recht langes Schattendasein zwischen Veröffentlichungen. Wir warten schließlich bis heute noch auf „Werk II“ von MARIENBAD, „Schlachtwerk“ von EISBLUT ist auch bereits sechzehn Jahre alt und man munkelt, viele Ideen für den Nachfolger seien in EISREGENs „Fleischfilm“-Werk geflossen, darunter auch der eigentliche Titeltrack „Tiefrot“. Gut, PANZERKREUTZ war von vorneherein auf zwei Songs ausgelegt, aber ansonsten ist dies doch eine recht stiefmütterliche Behandlung.

GOATFUNERALs Debüt „Bastion Lucifer“ ist auch schon von 2010 und so gibt es nun nach über einer Dekade wieder Neues in Albumform. Im Gegensatz zum Erstling fällt auf, dass der Mix deutlich näher an EISREGEN dran ist. Während, wie eingangs erwähnt, M. Roth sich dort noch so verstellt hat, dass es nicht jedem auffiel, dass er hinterm Mikro steht, ist es bei GOATFUNERALs Beitrag zu „Bitterböse“ sofort klar. Das mag gewollt sein, um „Bitterböse“ als gesamthomogenes Werk betrachten zu können, aber der Splitcharakter rückt so etwas weiter in den Hintergrund.

Der Black-Metal-Anteil ist bei GOATFUNERAL schon höher als beim deutschsprachigen Pendant, was insbesondere beim punkigen „Antisocial East-German Black Metal“ und dem Rausschmeißer „Satan Calls“ klar wird. In den Mid-Tempo-Stücken wie zum Beispiel „Dunkeldeutschland“ (welches trotz deutschem Titel auch größtenteils auf Englisch vorgetragen wird) sind die Unterschiede zu EISREGEN eher kosmetischer Natur.

„Bitterböse“ – EISFUNERAL oder GOATREGEN?

Letztlich bleibt nach 47 Minuten ein gemischtes Gefühl zurück. Klar, Roth und Yantit liefern wieder ab und Fans können bedenkenlos zugreifen, aber gerade GOATFUNERAL büßen mit dem Werk die klare Abgrenzung zu EISREGEN ein. Das macht die Musik nicht schlecht, aber schmälert den Splitcharakter. Album Nummer 16 beziehungsweise Nummer 3 dürfen also gerne um die Ecke kommen. Aber bitte wieder getrennt.

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11.06.2021

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

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7 Kommentare zu Eisregen / Goatfuneral - Bitterböse

  1. BMKev sagt:

    Von Eisregen erwarte ich nichts Besonderes, aber auf den Goatfuneral Part bin ich sehr gespannt. „Bastion Lucifer“ war schon ziemlich gut.

  2. Watutinki sagt:

    Oh mein Gott ist das furchtbar schlimm, bei den Vocals drehen alle meine Geschmacksynapsen völlig durch.
    Muss wohl Menschen geben die sowas mögen, aber bitte ganz ganz weit weg von mir halten!!! Da kann NB gerne mal zugreifen, habe ich nichts dagegen.

  3. nili68 sagt:

    Musikalisch finde ich das nicht so schlecht, nur das Drumherum ist halt (wie üblich) ein bisschen albern, ha ha.

  4. doktor von pain sagt:

    Der verlinkte Song entlockt mir nur ein Schulterzucken. Und bei Eisregen bin ich grundsätzlich raus.

  5. nili68 sagt:

    Warum? Sollten z.B. CREMATORY ein saugeiles Album rausbringen, dann wird das bei mir auch positiv vermerkt. Traditionen und Prinzipien bedeuten mir aber auch generell nicht viel. Alles wird separat beurteilt.

  6. Watutinki sagt:

    Na ja, das Auge isst bekanntlich mit und manch mal sogar die Ohren. :))

  7. nili68 sagt:

    Klar, es gibt Bands da erwarte ich erstmal auch nicht viel, aber ich lasse mich gerne überraschen. Anders herum ist das ja leider manchmal auch so..